Kinderarbeit oder Freizeitvergnügen

In Ballkause daht i(s)ch ähn Fraazaatbauä kenne, dä uf eunä Streiobstwiss märere Ebbelbeem seun Ei(s)chen nannte. Ä bot mä oa, i(s)ch kennt ähn Oahänger vonnäm voll devun eusoammle, ä däht defier aach koa Eiro väloange.

Gern daht i(s)ch des Geschenk oanemme un meun Nachbaa, de krumme Gintä väsproach mä sogoar, i(s)ch kennt seun Wouhe aasleihe. Meu oald Schmucklimusien hodd nämli(s)ch koa Oahängäkupplung un so woar fer mi(s)ch seu Oagebot groad rä(s)cht.

Eloa däht des fer mi(s)ch awä eune iewle, oastrengend Arweid bedeite. So väsuchte i(s)ch

Macko un drei annä Kinnä, die zufälli(s)ch in unserm Haus zu Besuch weilte, fer des Eusammle de Ebbel in Kerb und oaschließend Draache zim Audo zu gewinne.

„Ihr kennt mä helfe in Ballkause“, daht i(s)ch Macko, moan elfjähri(s)chä Bu un seine Freinde, Fillip, Andree un Moni, oaspre(s)che, „bestimmt seun des sä schee uf de Wiss. Un hinnähä hebbdä des dolle Gefiehl woas Sinnvolles geleistet zu hobbe. Mit de Ebbel koann mä wohlschmeckend Kommbodd zaubern un Abbelsaft kriehe mä umsonst, wenn mä die in die Kelterei bringe.“

„Uf de Wiss seun`s si(s)chä schee“, bestädi(s)chte Macko, „wie loang werd des dauern?“

„Ähn Noachmiddaach wern mä schun braache“.

„Des heert si(s)ch noach oastrengend Arweid oa“, moante de Bu Fillip, „un Kinnäarweid seun in Deitschloand väboode.“

„Woas haaßt hier Kinnäarweid“, daht i(s)ch äwirrern, „eun scheenes Fraazaatvägnie(s)che duht uns äwadde.“

Uugleibi(s)ch glotzte die vier Kinnä aas de Wäsch. Doa musst i(s)ch mä woas Iwäzei(s)chen-des eufalle losse, blitzte es in meunäm Hern.

„Ihr braacht ja net so ähn volle Korb eloa draache“, begoann i(s)ch se uf zu klärn, „alleweil zwa Kinnä zusoamme dranspordiern oan Korb vun de Wiss bis zim Audo. Wä besunners fleißi(s)ch is, kriegt vo mä aach eune Urkunn geschenkt. Doa druf steht doann, zim Baaspiel:

 



Fillip is ähn fleißi(s)chä Bu,

ä hodd vier Kerb gefillt im Nu.

Nadierli(s)ch seun uf däm Babier noch eun scheenes Bild zu gucke, zim Baaspiel Reh unnerm Obstbaam orrä Wildwutze mit Frischling, die all frehli(s)ch Ebbel fresse.“

„Vier Kerb voll seun goanz schee viel“, daht Fillip euwenne un stehnte ebbes, Andree nickte dezu: „Des moan i(s)ch awä aach“.

Fer soone wertvoll Urkunn koann i(s)ch schun woas väloange“, daht i(s)ch äwirrern, „wä wäni(s)chä leistet, kriggt aach eune Urkunn. Baa dä is doann allädings woas anneres zu läse, zim Baaspiel:

Andree is supä drä(s)che un bequem

ä will nur schloafe,nix  schaffe         

uffen Sofa wälze oagenehm         

ä seun halt nur oan faulä Affe.

Soo ne Urkunn werd i(s)ch sofodd in die Milltonn werfe“, grinste Andree.

„Des konnste net, die kriggsde net päseenli(s)ch“, schiddelte i(s)ch moan Wersching, „die werd laminiert un in mäfachä Aasfiehrung uf Laterneposte in zwametäfuffzi(s)ch Hee(s)ch oagebroacht, demit jedä im Ordd läsee koann, woas fer eun faules Kinn de Andree is..“

„Des derffe se net“, frotzelte Fillip, „in de Fabrikke daff sowoas aach net gemacht wern, wenn Mitarweidä moal si(s)ch halt aasruhe wolle.“

Na ja, doa hodd de Bu net uurä(s)cht. Ebbes välä(s)che glotzte i(s)ch in die Rund.

„Eune Belobigungsurkunn seun schun net schlä(s)cht“, väsuchte jetz Macko eu zu lenke, „awä  doa duht noch woas fehle“. Meu Seehn(s)che guckte geheumnisvoll mi(s)ch oa.

„So? Woas denn?“

„Uf de Rickseit vo de Urkunn mussde noch äh Babierdassch droababbe. Un in dä muss doann ähn Eiroscheu glänze. Awä ähn e(s)chtä, koa Spielgeld.“

„Werkli(s)ch. Guude Idee!“ lobte de Bu Fillip, „awä koan kloane Scheu. Schließli(s)ch duhts in Deitschloand oan Mindestlohn gäwwe.“

Diesä Bu werd als Moann bestimmt moal ähn guude Gewerkschaftlä, hebb i(s)ch mä gedenkt.

Ä werd seu Indresse noachdrickli(s)ch pflä(s)che

un geschätzt, beliebt seun baa viele Kollä(s)che.

Übersetzung: In Balkhausen kannte ich einen Freizeitbauer, der auf einer Streuobstwiese mehrere Apfelbäume sein Eigen nannte. Er bot mir an, ich könnte von dem Obst einen Anhänger voll damit einsammeln, er würde dafür auch keine Euro verlangen.

Gern nahm ich dieses Geschenk an und mein Nachbar, der krumme Günter, versprach mir sogar, ich könnte seinen Wagen ausleihen. Meine alte Schmucklimousine besaß keine Anhängerkupplung und so so war für mich  sein Angebot gerade recht.

Alleine würde das aber für mich eine anstrengende, üble Arbeit bedeuten, So versuchte ich Marko und drei andere Kinder, die zufällig in unserem Haus zu Besuch weilten, für das Einsammeln der Äpfel in Körbe und anschließendes Tragen zum Auto zu gewinnen.

„Ihr könnt mir helfen in Balkhausen“, sprach ich Marko, meinen elfjährigen Bub, und seine Freunde, Fillip, Andree und Moni. an, „bestimmt ist es sehr schön auf der Wiese und hinterher habt ihr das tolle Gefühl, was Sinnvolles geleistet zu haben. Mit den Äpfeln kann man wohlschmeckenden Kompott zaubern und Apfelsaft kriegen wir umsonst, wenn wir die Kelterei bringen.“

Auf der Wiese ist es bestimmt sehr schön“, bestätigte Marko, „wie lange wird das dauern?“

„Einen Nachmittag werden wir schon brauchen.“

„Das hört sich nach anstrengender Arbeit an“, meinte der Junge Fillip, „und Kinderarbeit ist in Deutschland verboten.“

„Was heißt hier Kinderarbeit“, erwiderte ich, „ein schönes Freizeitvergnügen erwartet uns.“

Ungläubig glotzten die vier Kinder aus der Wäsche. Da musste ich mir was Überzeugendes einfallen lassen, blitzte es in meinem Gehirn.

„Ihr braucht ja nicht so einen vollen Korb alleine tragen“, begann ich sie aufzuklären, „immer zwei Kinder zusammen transportieren einen Korb von der Wiese bis zum Auto. Wer besonders fleißig ist, bekommt von mir auch eine Urkunde geschenkt. Darauf steht dann, zum Beispiel:

Der Fillip ist ein fleißiger Bub            

er hat 4 Körbe gefüllt im Nu.   (auf hessisch reimt es sich)  Natürlich ist auf dem Papier auch ein schönes Bild zu sehen, z.B. ein Reh unterm Obstbaum oder Wildschweine mit Frischlingen, die alle fröhlich Äpfel fressen.“

Vier Körbe voll sind ganz schön viel“, wand Fillip ein stöhnte etwas.

Andree nickte dazu „Das meine ich aber auch.“

Für so eine wertvolle Urkunde kann ich schon was verlangen“, erwiderte ich, „wer weniger leistet kriegt auch eine Urkunde. Bei der ist dann allerdings was anderes zu lesen, zum Beispiel:

Andree ist super träge und bequem

er will nur schlafen, nichts schaffen   (arbeiten)           

auf dem Sofa sich wälzen angenehm             

er gehört halt zu den faulen Affen.“

So eine Urkunde werde ich sofort in die Mülltonne werfen“, grinste Andree.

„Das kannst du nicht. Die kriegst du nicht persönlich“, schüttelte ich meinen Kopf, „die wird laminiert und in mehrfacher Ausführung auf Laternenpfosten in einer Höhe von zweimeter-fünfzig angebracht, damit jeder im Ort lesen kann, was für ein faules Kind der Andree ist.“

„Das dürfen Sie nicht“, frotzelte Fillip, „in Fabriken darf so was auch nicht gemacht werden,wenn Mitarbeiter sich halt mal ausruhen wollen.“  Na ja, da hat der Bub nicht unrecht. Etwas verlegen glotzte ich in die Runde.

„Eine Belobigungsurkunde ist schon nicht schlecht“, versuchte Marko jetzt ein zu lenken, „aber da fehlt noch was.“ Mein Söhnchen guckte mich geheimnisvoll an.

„So? Was denn?“

„Auf der Rückseite der Urkunde musst du noch eine Papiertasche dran kleben. Und in der muss dann ein Euroschein glänzen. Aber ein echter, kein Spielgeld.“

Wirklich! Gute Idee!“ lobte der Bub Fillip, „aber kein kleiner Schein. In Deutschland gibt es schließlich einen Mindestlohn.“              

Dieser Junge wird als Mann bestimmt mal ein guter Gewerkschafter sein, habe ich mir gedacht.

Er wird seine Interessen nachdrücklich pflegen            

und geschätzt, beliebt sein bei vielen Kollegen.