Poesie und oder Schleimerei

 

Gern duh i(s)ch besunnä Schpri(s)ch fabriziern. Ma bessä Helft duht si(s)ch schun deriwä lusdi(s)ch mache un moant, meu geschwolle Verse hädde ähn schlä(s)chte Eufluss uf die Schproachentwicklung uf unsern Buh, de zwelfjähri(s)che Macko.

Eunes Daaches äschienä in unsä Wohnschtubb, hoolte ähn Zeddel aas de Hoosedasch un loas vo:  

         „ Wie eine Lichtgestalt schwebt die schöne Frau engelsgleich auf die taufrische, noch  kühle Paradieswiese. Wie eine wärmende Morgensonne wirkt ihr Erscheinen und  die Blumen beginnen sofort aufzublühen und verströmen betörende Düfte. Bunte Schmetter-           linge und sanft surrende Käfer flattern und fliegen um lernbegierige Kinder. Sie  

hängen aufmerksam an den Erdbeerlippen der holden Wissensgestalterin.  Sehnsüchtig warten die Eleven auf neue Erkenntnisse und sich verfestigende Weisheiten. Wohlwollend, voller Güte, verschenkt die begabte Pädagogin ihr Können und freut sich über die ständigen Lernfortschritte. Gierig, aber trotzdem zufrieden, saugen die Jungen und  Mädchen alles Neue in sich auf. Sie streben unbeirrbar der glücklichen Bestimmung entgegen.Sie wissen, wem sie das zu verdanken

haben, ihrer lieben Lehrerin,die wie eine gnädige Göttin über das hoffnungsvolle Werden ihrer Schützlinge wacht.“

Net schlä(s)cht“, kommendierte i(s)ch seu Gesielz, „ des hosde wohl iwäwie(s)chend aas däm Buch  Poesie fer unnäschiedli(s)che Gelä(s)chenhaate vun  Holdo vun Edelhain entnumme, gell?.“      

„Jaa, daalwaas schun“, daht Macko zugewwe.

„I(s)c hwusst goar net, doassde so schtack in deu Lärärin, Fraa Allesweiß, väliebt bist.“

„Väliebt seun i(s)ch net“, antworddete de Bu, „awä, i(s)ch hebb mä gedenkt, des kenntä gefalle un milde stimme, doamit i(s)ch bessere Noote krieje.“

„Doa siehste moal, woas fer Ferz in däm Hern vun unserm Kinn si(s)ch aasbraate duhn,“. schaltete si(s)ch Lisett(s)che, ma Fraa, ins Geschprä(s)ch eu“, un du seun droan schuld, Schor(s)chi, s` fehlt nur noch, doass unsä kloa Marie(s)che deu Schpri(s)ch noachbabbelt.“

Schun heifi(s)chä hebb i(s)ch däm finfjähri(s)che Mäd(s)che besunnäs gelungene Schpri(s)ch, wie

i(s)ch moante un die se beschtimmt inhaltli(s)ch net västonne hodd,  , wirräholt vogesoat, in de Hoffnung, doass es er(s)chendwoann sowoas aach noachplabbert.

Marie(s)che koam doann aach in die Schtubb.

„I(s)ch braach jetz uubedingt Schokoload“, väkindete es, „i(s)ch will Gliggsmomente genieße un meu Seel muss aasäm Dunkle gezouhe un ähellt wern.“

Übersetzung:Gern fabriziere ich besondere Sprüche. Meine bessere Hälfte macht sich darüber

schon lustig und meint, meine geschwollenen Verse hätten einen schlechten Einfluss auf die

Sprachentwicklung von unserem Jungen, dem zwölfjährigen Marko.

Eines Tages erschien er im Wohnzimmer, holte einen Zettel aus der Hosentasche und las vor:

             „Wie eine Lichtgestalt schwebt die schöne  Frau engelsgleich auf die taufrische, noch kühle, Paradies- wiese. Wie eine wärmende Morgensonne wirkt ihr Erscheinen und die Blumen beginnen sofort aufzublühen und verströmen betörende Düfte. Bunte              Schmetter- linge und sanft surrende Käfer flattern und fliegen um lernbegierige Kinder. Sie hängen aufmerksam an den Erdbeerlippen der holden Wissensgestalterin. Sehnsüchtig

warten die Eleven auf neue Erkenntnisse und sich verfestigende Weisheiten.                            Wohlwollend, voller Güte, verschenkt die begabte Pädagogin ihr Können und freut  sich über die ständigen Lernfortschritte. Sie wissen,wem sie das zu verdanken haben,  ihrer lieben Lehrerin, die wie eine gnädige Göttinüber das hoffnungs- volle Werden ihrer  Schützlinge wacht.“

„Nicht schlecht“, kommentierte ich sein Gesülze, „das hast du wohl überwiegend aus dem Buch Poesie für unterschiedliche Gelegenheiten von Holdo von Edelhain entnommen, gell?“

„Jaa, teilweise schon“, gab Marko zu.

„Ich wusste gar nicht, dass du so stark in deine Lehrerin, Frau Allesweiß, verliebt bist.“

„Verliebt bin ich nicht“, antwortete der Junge, „aber ich habe mir gedacht, dies könnte ihr gefallen und milde stimmen, damit ich bessere Noten bekomme.“

Da siehst du mal welche Fürze sich im Gehirn von unserm Kind ausbreiten“, schaltete sich Lisettchen, meine Frau, ins Gespräch ein, „und du bist daran Schuld, Schorschi. S`fehlt nur noch, dass unser Klein-Mariechen deine Sprüche nachschwätzt.“

Schon häufiger hatte ich dem fünfjährigen Mädchen besonders gelungene Sprüche, wie ich meinte und die sie inhaltlich bestimmt nicht verstanden hatte, wiederholt vorgesagt, in der Hoffnung, dass es irgendwann sowas auch nachplabbert.

Mariechen kam dann auch ins Zimmer.

„Ich brauch jetzt unbedingt Schokolade“, verkündete es, „ich wil Glücksmomente genießen und meine Seele muss aus dem Dunklen gezogen und erhellt werden.“