Alsbach, eine Trutzburg mitten im Wald

         (mit Video 1m34s)

Wä hodde wirrämoal unsre we(s)chentli(s)ch Filosooferund in de Wertschaft  Zim weise Mondmoann.

Aaßä uns finf Stoammfilosoofe hockte aach Mories aas Beckebach oan unserm Disch un schlerffte Bier.

„Oam Sunndaach hebb i(s)ch wirrä des Alsbachä Schloss besucht. Vo däm Dorff Alsbach koann mä ähn scheene Schpoadsiergoang dor(s)chen Woald mache un pleddsli(s)ch duht des Schloss wie ähn väwunschenä Ordd vo eunäm leije“, babbelte unsä Gast. I(s)ch hebben schun moal friehä genosse als wä Pilze oam Melibokusmassiv gesoammelt häm. Diesä Moann woar mä doamoals ufgefalle, waalä debaa zu seunäm Hägodd gebät hodd, waal ä glaabe daht, ä däht dedor(s)ch seun Korbb mit schmackhafte Pilze fille kenne.

„I(s)ch woar schun oft dordd mit meunä Bagaa(s)ch gewäse“, nickte i(s)ch, „die Bezei(s)chnung Schloss is allädings irrefiehrend. Es is eune eune Bor(s)chru..ien, awä de Bergfried duht noch schtehe, mä koann sogoar uffen schtei(s)che un die umgäwend Loandschaft gucke.“

„Djoa, ähn hälli(s)che Aasblick koann mä vonnäm Torm aas genieße“, pfli(s)chtete Mories mä baa.

„I(s)ch woar aach schun oft dordd“, ägänste noch Heunä, „i(s)ch duh mi(s)ch jedesmoal äneit wunnern, doass diese Oaloag mitte im Woald gebaut worn is. Na ja, viellaa(s)cht woar des friehä annersdä un bis zim Ordd stoande womeegli(s)ch koane greeßere Beem.“

Unsä Gast schiddelte soan Kopp. „Noa, des woar schun immä so. De Bor(s)chhä, dä wo des de Baumeistä beufdraacht hodd,  wollte des so. Dä woar nämli(s)ch eun gliehendä Nadurfreind.“

Skepdi(s)ch guckte i(s)ch zu Mories. Woas will dä uns jedds fer Posse väzähle, hebb i(s)ch mä gedenkt.

„Du braachst net so uugleibi(s)ch gucke, Schor(s)chi“, babbelte ä zu meunä Ri(s)chdung gewoand, „wie du waaßt, bin (s)ch de Dorffdi(s)chtä vun Beckebach, awä aach sowoas wie ähn Hobbiheumoatforschä un hebb mi(s)ch oft mit sol(s)che Themefeldä beschäfdi(s)cht.Also meu Bemiehunge in dä Hiesi(s)cht hobbe mä folgende Äkenntnisse gebroacht: Im Middeloaldä,so um Dreizehnhunnerd rim, hodd ähn Adli(s)chä aas Beckebach, ähn Groaf woarä, des Alsbachä Schloss als Druddsbor(s)ch baue loasse, halt midde im Woald. Ä woar joa, wie i(s)ch groad schun äwähnt hebb, ähn Nadurfreind un daht besunners gern Vejel beobachte. Oft schtoandä uffen Bergfried un guckte mit so näm Primmidivfernrohr in die Gejend.Baa de Bauern aas Alsbach foand des net baa alle Zuschtimmung. Weje seunä oabaddi(s)ch Lieblingsbeschädigung hämmä die Bor(s)ch sowaat im Woald baue misse, hämse geeißert, un die Schteu miehsoam so waat schleppe misse.

Des is aach däm Groaf zu Ohrn kumme un iwälä(s)chte si(s)ch, wieä seune Unnägewene de Unmut wegnemme kennt.   I(s)ch duh uffen Torm mi(s)ch ufhoalte un in de Woald gucke, dahtä denne soage,  waal i(s)ch von doa obbe sä gut des Getipfelte Woaldsumphinkel beoaboachte koann un des is werkli(s)ch ähn sä indresoantes Dier, net so groß wie die Haushinkel, awä aach schee zu gucke.“

„Häm si(s)ch die Alsbä(s)chä Leit doamit zufriede gegewwe?“ froate Babett(s)che.„Koa biss(s)chje, se kwengelte:  Mä wolle aach moal des Getipfelde Woaldsumphinkel gucke.“

„Duhsde doa net Bleedsinn babble“, kommendierte i(s)ch seu Väzählung, „Getipfeltes Woaldsumphinkel! So eun Vohell duhts doch goar net gewwe un friehä aach net.“

„Du host joa rä(s)cht , Schor(s)chi“, nickte Mories, „awä die doamoali(s)che  Bauern vun Alsbach wusste des net.“

„Un? Wie hodd de Groaf seun Probleem geleest?“ froate grinsend Klausi, unsä Schäff-Filosoof.

„Goans gekläät is des net“, musste unsä Gast zugewwe, „zwaa meegli(s)che Dsenarijoos schtehe doa zur Aaswoahl. S´kennt seun, doaasä in seunäm Fernrohr vorne so oan kloa Oabbild vun däm Dier unnägebroacht hodd orrä im Woald seun Knappe im Farnnkraut gekroche un häm so ähn gebastelt Sumphinkel oan eunäm kordse  Schtock befesdi(s)cht un in die Hee(s)ch gehoalte. Vun däm Torm aas konnt mä net sehe, doass doa Kinnä si(s)ch in de Krautschi(s)cht väschteckt häm.“

„Woas? Häm die Bauern seu Bor(s)ch bedräre derffe un uffen Torm stei(s)che? Un doann noch des gräfli(s)che Fernrohr benuddse?“ froate Klausi äneit, ä grinste noch mä.

„Gewehnli(s)ch dorffde se des net. Se musste defier ebbes de Bor(s)chbewohnä iwäbringe, zim Baaschpiel ähn Schinke, Eiä orrä ähn Sack Kardoffeln.“

„Kardoffeln hodds zu jänä Zaat in goans Eiropa noch net gegewwe“, bemerkte i(s)ch driumfierend.

„Schtimmt“, nickte de Oageschprochene, „awä ebbes Fraahaat in meune Väzählunge iwä geschi(s)chtli(s)che Äei(s)chnisse muss mä mä schun loasse, doann halt ähn Sack Korn.“  


        Hintergrundmusik: Different Heaven- Nekozilla (NCS Release)


Übersetzung: Wir hatten wieder einmal unsere wöchentliche Filosofenrunde in der Wirtschaft  Zum weisen Mondmann.

Außer uns fünf Stammfilosofen saßen auch Maurice aus Bickenbach an unserem Tisch und schlürfte Bier.

„Am Sonntag habe ich wieder das Alsbacher Schloss besucht. Von dem Dorf Alsbach kann man einen schönen Spaziergang durch den Wald machen und plötzlich liegt das Schloss wie an einem verwunschen Ort vor einem“, schwätzte unser Gast. Ich hatte den schon mal früher genossen als wir Pilze am Melibokusmassiv sammelten. Dieser Mann war mir damals aufgefallen, weil er dabei zu seinem Herrgott gebetet hatte, weil er glaubte, er könnte dadurch seinen Korb mit schmackhaften Pilzen füllen.

„Ich war schon oft dort mit meinem Anhang gewesen“, nickte ich, „die Bezeichnung Schloss ist allerdings irreführend. Es ist eine Burgruine, aber der Bergfried steht noch, man kann sogar auf ihn steigen und in die umgebende Landschaft schauen.“

„Ja, einen herrlichen Ausblick kann man vom Turm aus genießen“, pflichtete Maurice mir bei.„Ich war auch schon oft dort“, ergänzte noch Heiner, „ich wundere mich stets erneut, dass diese Anlage mitten im Wald gebaut worden ist. Na ja, vielleicht war das früher anders und bis zum Ort standen womöglich keine größeren Bäume.“

Unser Gast schüttelte seinen Kopf. „Nein, das war schon immer so. Der Burgherr, der die Baumeister beauftragt hatte, wollte dies so. Der war nämlich ein glühender Naturfreund.“

Skeptisch guckte ich zu Maurice. Was will der uns jetzt für Possen erzählen, dachte ich.

„Du braucvhst nicht so ungläubig gucken, Schorschi“, redete er, in meine Richtung gewand, „wie du weißt, bin ich der Dorfdichter von Bickenbach, aber auch so was wie ein Hobbyheimatforscher und hab mich oft mit solchen Themenfeldern beschäftigt.Also, meine Bemühungen in der Hinsicht brachten mit folgende Erkenntnisse: Im Mittelalter, so um dreizehnhundert rum, hatte ein Adliger aus Bickenbach, ein Graf war er, das Alsbacher Schloss als Trutzburg bauen lassen, halt mitten im Wald. Er war ja, wie ich gerade schon erwähnte, ein Naturfreund und beobachtete besonders gerne Vögel. Oft stand er auf dem Bergfried und schaute mit einem primitiven Fernrohr in die Gegend.Bei den Bauern aus Alsbach fand dies nicht bei allen Zustimmung. Wegen seiner abartigen Lieblingsbeschäftigung hatten wir die Burg so weit im Wald bauen müssen, äußerten sie, und die Steine mühsam so weit schleppen müssen.

Das ist auch dem Grafen zu Ohren gekommen und überlegte, wie er seinen Untergebenen den Unmut wegnehmen könnte.  Ich halte mich auf dem Turm auf und schau in den Wald, sagte er ihnen, weil ich von da oben sehr gut das getüpfelte Waldsumpfhuhn beobachten kann und das ist wirklich ein sehr interessantes Tier, nicht so groß wie die Haushühner, aber auch schön anzuschauen.“

„Haben sich die Alsbacher Leute damit zufrieden gegeben?“ fragte Babettchen.

„Kein bisschen, sie quengelten:  Wir wollen auch mal das Getüpfelte Waldsumpfhuhn sehen.“

„Redest du da nicht Blödsinn“, kommentierte ich seine Erzählung, „Getüpfeltes Waldsumpfhuhn! So einen Vogel gibt es gar nicht und früher auch nicht.“

„Du hast ja recht, Schorschi“, nickte Maurice, „aber die damaligen Bauern von Alsbach  wussten das nicht.“

„Und wie hat der Graf sein Problem gelöst?“ fragte grinsend Klausi, unser Chef-Filosof.

„Ganz geklärt ist das nicht“, musste unser Gast zugeben, „zwei mögliche Szenarios stehen da zur Auswahl. Es könnte sein, dass er in seinem Fernrohr vorne so ein Abbild von dem Tier untergebracht hatte oder im Wald sind Knappen im Farnkraut gekrochen und hielte so ein selbstgebasteltes Sumpfhuhn, an einem kurzen Stock befestigt, in die Höhe. Von dem Turm aus konnte man nicht sehen, dass sich da Kinder in der Krautschicht versteckt hatten.“

„Was? Die Bauern durften seine Burg betreten und auf den Turm steigen? Und dann noch das gräfliche Fernrohr benutzen?“ fragte Klausi erneut, er grinste noch mehr.

„Gewöhnlich durften sie das nicht. Sie mussten dafür etwas den Burgbewohnern überbringen, zum Beispiel einen Schinken, Eier oder einen Sack Kartoffeln.“

„Kartoffeln hatte es zu jener Zeit in ganz Europa noch nicht gegeben“, bemerkte ich triumphierend.

„Stimmt“, nickte der Kritisierte, „aber etwas Freiheit in meinen Erzählungen über geschichtliche Ereignisse muss man mir schon lassen, dann halt einen Sack Korn.“