Soziales Netzwerk, kurze Nachrichten

 

Macko,unsä fast zwelfjähri(s)ch Seehn(s)che hodde unnä annäräm aach des SMS-Väschicke ändeckt. Ä daht so ne Noachri(s)cht oan seu Freindin Moni sende.

„duh groad ribbelkuche stoppe, leckä“.

Zufälli(s)chäwaas hebb i(s)ch des mit gekriggt. „Des seun joa sensazjonell“, frotzelte i(s)ch, „sol(s)ch oan wi(s)chdi(s)ches Äei(s)chniss musste aach uubedingt deune annä Kumpels...äh Freinde mittaale.Sunst duhn deu sozjoale Bekoanntschafte väkimmern un du koannst hee(s)chtens mä un deunä lieb Muddä sol(s)che eißerst wi(s)chdi(s)che Botschafte zukomme losse“.

Meu Bemerkung väoanlosste Macko äh zwaat Noachricht in seu Hendi zu tippe: „schorschibabba nervt“.

„Moansde net aach, des diese korze, väschtimmelte Sätz fer(s)chdädi(s)ch owäflä(s)chli(s)ch seun“, daht i(s)ch euwenne, „Leit, die im Hern zu weni(s)ch aktive  graue Zelle hobbe, duhn so babble. De Informazjonsgehoalt is aaßädäm werkli(s)ch derfdi(s)ch.“

Meun Bu steehnte. „I(s)ch werd joa glaa moan Äkaunt vom sozjoale Netzwerk ufrufe,   doann werd i(s)ch deriwwä wesentli(s)ch aasfiehrli(s)chä beri(s)chte.“

Gesoat,gedoahn. Zu läse woar Fol(s)chendes:

„hebb draa stickä ribbelkuche gesse, hobbe sä gut geschmeckt, hoff, mor(s)che koann i(s)ch äneit ribbelkuche fuddern.“

Dezuhodd de Macko noch ähn Bild von so näm Kuche newwe däm Textgestellt.

Doann dahtä noch ne zwaat Botschaft losschicke: „Moan Babba duht nix västehe. Ä seun halt schun oald un duht nur eed loange Brief(s)chä orrä bestenfalls moal ne Iemejl väschicke.“

Dezu wolltä noch eun Bild vo mä  setze, foand awä nix Gescheites. Doa noahm ä halt so oan Gifbild vun eunäm bierdrinkende Kumpel.

Die näkst Schtunn väbroachte de Macko oam Smaadfoon, um zu gucke, woas annä Leit im Netzwerk so bewä(s)che duht. All die Botschafte woarn fer mei Väschtännis fer(s)chdäli(s)ch korz gefasst un mä orrä wäni(s)chä iwäflissi(s)ches Zei(s)ch.

„Soage moal, Macko,“ lästerte i(s)ch, „seun deu Netzwerkgemeunschoaft oan Haufe vun Bleedel?“

Iwälä(s)chend wie(s)chte des Kinn seun Kopp hie un hä. „Moan(s)che seun schun Bleedel“, dahtä zugewwe, „awä väeunzelt duhn aach hochintelligent Zaatgenosse ihre scheniebegnoadete Eufäll de annern Freinde zukomme losse. Doa hodd zim Baaspiel eunä geschriwwe:Ribbelkuche ist net nur äh genussvoll Freid fer meun väweehnte Gaume, sunnern aach geisdi(s)ch Noahrung fer meun noach Woahrhaat hungendes Hern.“

 Liewe Leit, duht meu eufach Botschafte beoachte

 un aach meu viele schee bunne Billä bedroachte.

 Duh gern iwäflissi(s)ch Zeig babble un schreiwe

 koann nur noch hier hocke, koa Posse mä dreiwe.

Übersetzung:Marko, unser fast zwölfjähriges Söhnchen, hatte u.a. auch  das SMS-Verschicken entdeckt. Er sendete so eine Nachricht an seine Freundin Moni.

„stopfe gerade streuselkuchen, lecker“.

Zufälligerweise hatte ich das mit bekommen. „Das ist ja sensationell“, frotzelte ich, „solch ein wichtiges Ereignis musst du auch unbedingt deinen Kumpels...äh Freunden mitteilen. Sonst verkümmern deine soziale Bekanntschaften und du kannst höchstens mir und deiner lieben Muttter Lisettchen solche äußerst wichtigen Botschaften zukommen lassen.“

MeineBemerkung veranlasste Marko eine zweite Nachricht in sein Handy zutippen.

„schorschipappanervt“.

„Meinst du nicht auch, dass diese fürchterlich kurzen, verstümmelten Sätze fürchterlich oberflächlich sind“, wandt ich ein, „Leute, die zu wenig aktive, graue Zellen im Hirn haben, reden so. Der Informationsgehalt ist außerdem wirklich dürftig.“

Mein Bub stöhnte. „Ich werde gleich meinen Account vom sozialen Netzwwerk aufrufen. Dann werde ich darüber wesentlich ausführlicher berichten.“

Gesagt,getan. Zu lesen war Folgendes:

„Hab drei Stücke Streuselkuchen gegessen,haben sehr gut geschmeckt. Hoffe, morgen kann ich erneut Streuselkuchen futtern.“

Daneben hatte der Marko ein Bild von so einem Kuchen neben dem Text gestellt.

Dann hatte er noch eine zweite Botschaft los geschickt. „Mein Papa versteht nichts. Er ist halt schon alt und verschickt nur öd lange Briefe oder bestenfalls mal eine E-Mail.“

Dazu wollte er noch ein Bild von mir setzen, fans aber nichts Gescheites.Da nahm er halt so ein Gif-Bild von einem biertrinkenden Kumpel.  

Die nächste Stunde verbrachte das Kind am Smartphone, um zu gucken, was andere Leute so bewegt. Alle diese Botschaften waren für mein Verständnis fürchterlich kurz gefasst und mehr oder weniger überflüssiges Zeug.

„Sage mal, Marko“, lästerte ich, „ist deine Netzwerkgemeinschaft ein  Haufen von Blödels?“

Überlegend wiegte das Kind seinen Kopf hin und her. „Manche sind schon Blödels“, gab er zu, „aber vereinzelt geben auch hochintelligente Zeitgenossen ihre geniebegnadeten Einfälle ani hre Freunde weiter. Da hat zum Beispiel einer geschrieben:Streuselkuchen ist nicht nur eine genussvolle Freude für meinen verwöhnten Gaumen, sondern auch geistige Nahrung für mein nach Wahrheit hungerndes Gehirn.“

 Liebe Leute, tut meine einfachen Botschaften beachten

und auch meine vielen schön bunten Bilder betrachten.

Tu gern überflüssiges Zeug schwätzen und schreiben

kann nur noch hier sitzen, keine Possen mehr treiben.