Teures Fernglas

 

Mit de erddli(s)ch Nadurschutzgrupp worn wä uffän Kiehkopp. I(s)ch hodd meu nei Ferngloas debaa, des i(s)ch goanz ginsdi(s)ch innäm Loade vonnä Supämacktkett gekaaft hebb, fer zwelf Eiro fuffzi(s)ch. Meu annä Ferngloas hodd i(s)ch laadä välorn, des hodde oachtzi(s)ch Eiro gekost, woar awä net bessä gewäse. I(s)ch jedefalls konnte koan Unnäschied feststelle. Die Vägreeßärung woar die Glaach un die Bildschärff aach.

Innä Beobachtungshitt draaf i(s)ch ähn eldere Moann, de väechtli(s)ch uf meu Gloas guckte.

 

Woas hobbe se denn doa fer äh Billi(s)chgloas“, soatä zu mä, „kenne se iwähaapt die Ente doamit äkenne?“

Nadierli(s)ch koann i(s)ch des“, daht i(s)ch antwordde, „i(s)ch duh sogoar die Fabb der Blesshihnä-Aache sehe.“

Also,fer so oaspruchsvolle Vohelguckä wie i(s)ch wär des nix“, babbelte de Fremde, „i(s)ch

däht mi(s)ch schäme mit so eunäm Primitivgloas hier uf zu kreize. Meu Gerät hodd sechshunnerdzwoanzi(s)ch Eiro gekost, es is oans vo de Ferma Kroanichfeld un Buchewoald,“ teente ä stolz.

Fer meu Zweck loangt mä meuns“, väkläte i(s)ch, „awä, daff i(s)ch moal ähn Blick dor(s)ch ihr Edelgloas werffe?“

Mit großzigi(s)chä Gennämien iwärei(s)chte ä seu Ferngloas. I(s)ch guckte doamit noach de Ente uf däm Wassä, koannte awä werkli(s)ch koan Unnäschied zu meunäm Gloas feststelle.

Des is woas anneres, gell?“ froate ä, vämutli(s)ch im Glaabe, i(s)ch däht jetz ehrfer(s)chdi(s)ch, demiedi(s)ch äschauern.

Also, i(s)ch muss soage“, begoann i(s)ch, „i(s)ch bemerk koan Unnäschied.“

Des koann net seun“, moante de  oalde Vohelfreind, „meu Gloas seun doch viel deirä. Na ja, bei däm kloare Sonnewetter sieht mä vielleicht a mit eunäm Billi(s)chgloas noch ebbes. Awä in de Dunkelhaat is ihr Gloas nix. Um eun Uhr nachts hebb i(s)ch schun moal uf nä Wiss goanz deitli(s)ch die Umriss vunnäm Fuchs gesehe. Mit so ähn Billi(s)ch-Gloas kenne mä doa noch nettemoal äh Dier äkenne.“

Braach i(s)ch aach net“, daht i(s)ch euwenne, „zu solchä Zaat duh i(s)ch gewehnli(s)ch in meunä worm Forzkuhl leihe.“

Un wenn meu Gerät ins Wassä fällt, duhn die Linse net beschloage“,lobte de Moann seu Edelferngloas, „un wenns runnä fällt uf Steune, a vun greeßerä Hee(s)ch, duht nix kaputt gehe.“

Des seun fer mich koa Vodeile“, daht i(s)ch äwirrern, „i(s)ch seun koan Dabbes, sowoas duht mä net bassien.“

De Fremde glotzte ebbes pikiert, so als häddä in mä äh bleed Person,die net wisse duht, woas edel seun. I(s)ch dahtäm seu Gloas zurickgewwe un soate:“ Kenne se mä ähn Audogroamm gewwe?“

Wieso denn des?“ froate ä iwärascht.

Ja, des seun so: I(s)ch seun doankbar, dess i(s)ch moal ähn Blick mit so ähn Edelgerät duhn durffte.Werkli(s)ch:Äh schee Äei(s)chniss. Un des hodd mä ähn Edelmoann äme(s)chli(s)cht. Devun werd  i(s)ch noch viele Joahrzehnte gliggli(s)ch zeehrn un falls i(s)ch so oald werd, werd i(s)ch devun noch meune Urenkel väzähle.“

 

 

 

                               Hodd de oald galoante Edelmoann

                               aach nur väschissene Hoose oan,

                               so hoddä doch ähn sauwä Edelgerät

                               zim feune Oagewwe isses nie zu schpät.

Übersetzung:Mit der örtlichen Naturschutzgruppewaren wir auf dem Kühkopf. Ich hatte

mein neues Fernglas dabei, welches ich günstig in einem Laden von einer Supermarktkette

gekauft hatte, für zwölf Euro fünfzig. Mein anderes Fernglas hatte ich leider verloren, das hatte achtzig Euro gekostet, war aber auch nicht besser gewesen. Ich jedenfalls konnte keinen Unterschied feststellen. Die Vergrößerung wat die Gleiche und die Bildschärfe auch.

In einer Beobachtungshütte traf ich einen älteren Mann, der verächtlich auf mein Glas schaute.

Was haben sie denn da für ein Billigglas“, sagte er, „können sie überhaupt die Enten damit erkennen?“

Narürlich kann ich das“, antwortete ich, „ich kann sogar die Farbe der Blesshühner-Augen erkennen.“

Also,für so einen anspruchsvollen Vogelgucker wie ich wär das nichts“,schwätzte der Fremde „ich würde mich schämen mit so einem Primitivglas hier aufzukreuzen. Mein Gerät

hatte sechshundertzwanzig Euro gekostet, es ist eins von der Firma        Kranichfeld und Buchenwald,“ tönte er stolz.

Für meine Zwecke langt mir meins“, erklärte ich, „aber, darf ich mal einen Blick durch ihr Edelglas werfen?“

Mit großzügiger Gönnermiene überreichte er mir sein Fernglas. Ich guckte damit nach den Enten auf dem Wasser, konnte aber wirklich keinen Unterschied zu meinem Glas feststellen.

Das ist was anderes, gell?“ fragte er, vermutlich im Glauben, ich würde jetzt ehrfürchtig, demütig erschauern.

Also,ich muss sagen“, begann ich, „ich bemerke keinen Unterschied.“

Daskann nicht sein“, meinte der alte Vogelfreund, „mein Glas ist doch viel teurer. Na ja,  bei diesem Sonnenwetter sieht man vielleicht auch mit einem Billigglas noch etwas.  

Aber in der Dunkelheit ist ihr Glas nichts.  Um ein Uhr nachts habe ich schon mal auf einer Wiese ganz deutlich die Umrisse von einem Fuchs gesehen. Mit so einem Billig-Glas könnte man noch nicht einmal ein Tier erkennen.“

Brauch ich auch nicht“, wandt ich ein, „zu solcher Zeit liege ich gewöhnlich in meiner warmen Furzkuhle (Bett).“

Und wenn mein Gerät ins Wasser fällt, beschlagen nicht die Linsen“, lobte der Mann sein Edelfernglas, „und wenn`s runter fällt auf Steine, auch von großer Höhe, geht michts kaputt.“

Das sind für mich keine Vorteile“, erwiderte ich, „ich bin kein Ungeschickter, sowas passiert mir nicht.“

Der Fremde glotzte etwas pikiert, als hätte er in mir eine Person, die nicht weiß, was edel ist.

Ich gab ihm sein Glas zurück und bat: „Können sie mir ein Autogramm geben?“

Wieso denn das?“ fragte er überrascht.

Ja,das ist so: Ich bin dankbar, dass ich mal einen Blick mit solch einem Edelgerät werfen durfte. Wirklich: Ein schönes Ereignis. Und dies hat mir ein Edelmann ermöglicht.

Davon werde ich noch viele Jahrzehnte glücklich zehren und falls ich so alt werde, werde ich davon noch meinen Urenkeln erzählen.“

                                     Hat de alte galante Edelmann

                                     auch nur verschissene Hosen an  

                                     so hat er doch ein sauberes Edelgerät

                                      zum feinen Angeben ist es nie zu spät.