Vorstellungen eines Jugendlichen über Kindererziehung

 

Rolfi, des fuffzehjähri(s)che Sehn(s)che vum Klausi Vielreddnä, wollte aach, genau wie seun Vaddä, Dorff-Di(s)chtä wern un daht schun heifi(s)ch fleisi(s)ch  iebe Verse zu reume.

So soate ä als seu Tant mit ihrm finfjähri(s)che Bu zu Besuch woar: „De kloane Sven duht goans schee nerve.

         Kinnä duhn gern hippe uf Dippe

         derffe noch koa Bier kippe

         duhn awä heumli(s)ch deroa nippe.

 

Doann duhtä noch fer(s)chdäli(s)ch kreischend Schpri(s)ch in de Äthä schpriehe un wenn seu Muddä ihn ämoahne duht, ä soll net so laut rim brille, duhtä nur frech uubassend moddse   du host mä goar nix  zu soage.  Debaa isses doch sunnekloar:

        Kinnä häm de Eldern zu gehor(s)che

        sunst krieje se nur gewaldi(s)ch Sor(s)che.“

 

„Däm koann i(s)ch nur zuschtimme, ähn sä weise Spruch“, pfli(s)chtete Klausi, seun Babba, ihm baa, „des sollsde dä hinnä de Ohrn schreiwe. Mä duhsde net alleweil gehor(s)che.“

„De kloa Sven koann mä  mit mä werkli(s)ch net väglei(s)che,„oantworddete Rolfi bessäwissäri(s)ch, „diesä Bu seun noch ähn uuvänienfdi(s)ch Kinn. I(s)ch degeje bin schun äwoakse un waaß schun längst, woas si(s)ch geheert. Mä gejeiwä misse die Eldern si(s)ch velli(s)ch anners vähoalte:

        Die misse de junge Leit zuheern

        aach wenn`s Oalde un Greise duht`s steern.“

 

Übersetzung: Rolfi, das 15-jährige Söhnchen von Klausi Vielredner, wollte auch, genau wie sein Vater, Dorfdichter werden und übte schon häufig fleisig Verse zu reimen. So sagte er als seine Tante mit ihrem fünfjährigem Bub zu Besuch war: „Der kleine Sven nervt ganz schön.

 

         Kinder hüpfen gerne auf Töpfen

         dürfen noch kein Bier kippen

         tun aber heimlich daran nippen. (aufhessisch reimt es sich richtig)

 

Dann sprüht er noch fürchterlich kreischende Sprüche in den Ether und wenn seine Mutter ihn ermahnt, er soll nicht so laut rum brüllen, motzt er er nur, völlig unpassend, du hast mir gar nichts zu sagen. Dabei ist doch sonnenklar:

          

          Kinder müssen den Eltern gehorchen

          sonst kriegen sie nur gewaltig Sorgen.“      (auf hessisch reimt es sich)

 

„Dem kann ich nur zustimmen“, pflichtete Klausi,sein Papa, ihm bei, „das sollst du dir hinter die Ohren schreiben.Mir gehorchst du nicht immer.“

„Den kleinen Sven kann man mit mir wirklich nicht vergleichen“; antwortete Rolfi besserwisserisch, „dieser Bub ist noch ein unvernünftiges Kind. Ich dagegen bin schon erwachsen und weiß schon längst, was sich gehört. Mir gegenüber müssen sich die Eltern völlig anders verhalten:

 

         Die müssen den jungen Leuten zuhören

         auch wenn`s Alte und Greise tut`s stören.“