I(s)ch hobb aach so meu Zwaafel )Ich habe auch so meine Zweifel)

 

 

Zweifel eines Journalisten

 

Sven Hinterfrager, de Dschornalist, un i(s)ch, Schor(s)chi Schnabbelschnut, hockte wirrä moal im Biergadde vo de Wertschaft Zim weise Mondmoann  un be(s)cherte als wollte mä die Biervoräte oan jänem Owend endgildi(s)ch uf Null bringe.

„Meun Dschobb macht mä koan Schpass mä“, jammerte meun Freind un drank ähn Schluck aasäm Gloas.

„Woarim?Jede Daach mussde woas neies schreiwe, host also alleweil viel Oabwekslung, vädienst net schlä(s)cht un seun in unserm Dorf eune geacht Perseenli(s)chkaat.“

„Joa,schun“, dahtä zugewwe, „deweje duh i(s)ch mi(s)ch net bekloage.Des seun annern Dinge, die mä net gefalle.“

„So?Woas denn? Des mussde mä ebbes väklärn.“

Sven nickte un droank äneit ähn große Schluck Bier. „Alleweil muss i(s)ch neie Adikkel schreiwe,

aach wenn goar nix bassiert seun. Letzt Woch hodd moan Schäff mä die Oawaasung gewwe, i(s)ch

sollt iwä die Kerb vun Juräm orrä sunst er(s)chendwoas vun de Bergstroß beri(s)chte. Wenn i(s)ch ähli(s)ch bin, doann hädd i(s)ch schreiwe misse:  Nix is bassiert, des Weddä woar schee un alle Leit gliggli(s)ch. Doamit wär aach schun alles gesoat.“

Meun Freind guckte driebsinni(s)ch ins Gloas. „Doamit wär moan Schäff awä net zufriede gewäse. Also hebb i(s)ch mä woas aasäm Fingä gesaugt. In de Zeitung fiel äh groß Bild vonnäm Kettekarusell in die Aache, des uf de kloa Rummelplatz in Juräm schtoand. Doa drunnä wor doann ähn aasfiehrli(s)che Beri(s)cht iwä des Geschehe dordd zuläse. Aas Oaloass de Kerb wär fast  die Hälft vun de Euwohnä Juräms dort un dahte si(s)ch vägnie(s)che. In  

Werkli(s)chkaat dahte dort nur zwoanzi(s)ch orrä aach finfunzwoanzi(s)ch, dreißi(s)ch,maast Ju(s)chendli(s)che, rimlungern. Doann stoand noch in deZaatung, äh Hordd besoffenä Uhrumpels äschien uffen Platz un greehlte Die Jurmä Kerb is doa, woas seun die Leit so froh. Dahtsä(s)chli(s)ch hodd des jemoand gesunge, awä nur zwaa Mensche,nämli(s)ch du un de Heunä.“

„Willsde etwoa soage, i(s)ch seun ähn Uhrumpel?“ froate i(s)ch ebbes belaadi(s)cht.

„Noa,noa“, winkte Sven oab, „deun Noame hebb i(s)ch aach net äwähnt. Awä deun Gesoang wor ehä äh Gegreehl, des mussde doch zugewwe, gell?“

Doaruf daht i(s)ch nur mit Schwei(s)che antwordde.

„Un woas in de Zaatunge un Medie iwä des Weltgeschehe gebabbelt werd“, jammerte Sven waatä, „eufach fer(s)chdälich, nur Sensazjoone, heifi(s)ch nur oagäbli(s)che, Enthillunge un Uugligge. Sä oft nur owäflä(s)chli(s)ches Zei(s)ch, aach iwä Sache vun denne mä goar nix geaues waaß. I(s)ch hebb festgestellt, je wäni(s)chä iwä äh Sach bekoannt seun, desto längä wern die Adikkel. Sowoas werd doann gefeiert als hee(s)chä Kunst des Dschornalismus.“

„Schtimmt“,nickte i(s)ch, „sä heifi(s)ch wern doa Beri(s)chte owäflä(s)chlich zusoamme geforzt un oan Bleedsinn noachäm annern, oft noch falsch orrä ungenaa, gebleekt. Die Zeitunge un aach die Fernsehnachri(s)chte misse halt gefillt wern.

 

 

  I(s)ch seun halt nur ähn Dschornalist

 koan sor(s)chfäldi(s)ch genaaä Kronist.

 Wenn i(s)ch nix genaaes waaß

 des macht moa Gewisse net haaß.

 I(s)ch duh halt gern schpekuliern

 un alleweil frehli(s)ch fabuliern.“

 

„Moansde etwoa mi(s)ch?“ Jetzt wor de Sven ebbes belaadi(s)cht.

Ach“,winkte i(s)ch oab, „du host joa aach ähn sä schwieri(s)che,väantworddungsvolle Dschobb,

doa wern halt zwoangsleifi(s)ch Fehlä gemacht.

 

 

 Du braachst net glaa belaadi(s)cht wern,

mä hobbe halt nur äh gewehnli(s)ch Hern                              Wunnä kenne mä net äwadde

 drim drinke mä Bier in diesäm Gadde.“  

 

Übersetzung:Sven Hinterfrager, der Journalist, und ich, Schorschi Schnabbelschnut, saßen wieder

mal im Biergarten von der Wirtschaft (Kneipe) Zum weisen Mondmann und becherten als wollten wir die Biervorräte an jenem Abend entgültig auf Null bringen .

„Mein Job macht mir keinen Spaß mehr“, jammerte mein Freund und trank einen Schluck aus dem Glas.

„Warum denn? Jeden Tag musst du was neues schreiben, hast also immer viel Abwechslung, verdienst nicht schlecht und bist in unserem Dorf eine geachtete Persönlichkeit.“

„Ja,schon“, gab er zu, „deswegen beklage ich mich nicht. Es sind andere Dinge, die mir nicht gefallen.“

„So? Was denn? Das musst du mir etwas erklären.“

Sven nickte und trank erneut einen großen Schluck Bier. „Immer muss ich neue Artikel schreiben,  auch wenn gar nichts passiert ist. Letzte Woche hatte mein Chef mir die Anweisung gegeben, ich sollte über die Kerb (Kirchweih) von Jugenheim oder sonst irgend etwas von der Bergstraße be-

richten.Wenn ich ehrlich bin dann hätte ich schreiben müssen: Nichts ist passiert, das Wetter war schön und alle Leute glücklich. Damit war auch schon alles gesagt.“

Mein Freund guckte trübsinnig ins Glas. „Damit wäre mein Chef aber nicht zufrieden gewesen.

Also hab ich mir was aus dem Finger gesaugt. In der Zeitung fiel im Lokalteil ein großes Bild mit einem Kettenkarusell ins Auge, das auf dem Rummelplatz in Jugenheim gestanden hatte. Da drunter war dann ein ausführlicher Bericht über das Geschehen zu lesen. Aus Anlass der Kerb wäre fast die

Hälfte der Einwohner Jugenheims dort und vergnügten sich. In Wirklichkeit lungerten dort nur zwanzig oder fünfunzwanzig, dreißig, meistens Jugendliche, rum.    Dann stand noch in der Zeitung, eine Horde besoffener Uhrumpels (doofe Kerle) erschien auf dem Platz und gröhlten Die Jurmer Kerb is doa, woas seun die Leit so froh (die Jugenheimer Kirchweih ist da,was sind die Leute froh). 

Tatsächlich hatte das jemand gesungen, aber nur zwei Menschen, nämlich du und der Heiner.“

„Willst du etwa sagen, ich bin ein Uhrumpel?“ fragte ich etwas beleidigt.

„Nein,nein“, winkte Sven ab, „deinen Namen habe ich auch nicht erwähnt.Aber dein Gesang war doch eher ein Gegröhle, das musst du doch zugeben, gell?“

Darauf antwortete ich nur mit Schweigen.

„Und was die Zeitungen und Medien so über das Weltgeschehen schwätzen“,jammerte Sven weiter,

„einfach fürchterlich, nur Sensationen, häufig nur angebliche, Enthüllungen und Unglücke. Sehr oft nur oberflächliches Zeugs, auch über Sachen von denen man gar nichts  

genaues weiß. Ich habe festgestellt, je weniger über eine Sache bekannt ist, desto länger werden die Artikel. Sowas wird dann gefeiert als höhere Kunst des Journalismus.“

„Stimmt“, nickte ich, „sehr häufig werden da Artikel zusammen gefurzt und ein Blödsinn nach dem

anderen, oft noch falsch oder ungenau, geblökt. Die Zeitungen und auch die Fernsehnachrichten

müssen halt gefüllt werden.       

                                  Ich bin halt nur ein ein Journalist               

                                  Kein sorgfältig genauer Chronist.

                                  Wenn ich nichts Genaues weiß,

                                  das macht mich nicht heiß.

                                   Ich tu halt gern spekulieren

                                   und immer fröhlich fabulieren.“

„Meinst du etwa mich?“ Jetzt war der Sven etwas beleidigt.

„Ach“, winkte ich ab, „du hast ja auch einen sehr schwierigen, verantwortungsvollen Job. Da werden halt zwangsläufig Fehler gemacht.

Du brauchst nicht gleich beleidigt werden

Wir haben nur ein gewöhnliches Hirn

Wunderkann man nicht erwarten

Drum trinken wir in diesem Garten