Über den Tellerrand gucken
       (mit Video 1m52s)
„Vo eun poar Daach hämmä doch iwä ekli(s)ch Gemies geschproche“, babbelte Macko mi(s)ch oa, „du dahtest behaapte, Schpinoat un Grienkohl dähte oagäbli(s)ch sä gesund seun.“
„Des is koa Behaaptung vun mä“, oatworddete i(s)ch, „alle Änährungswisseschaftlä soage des. Niemoand vun denne duht oan diesä Dahtsach Zwaafel hee(s)che.“
„Moag jao seun, oagäbli(s)ch. De Kevin hodd mä väzählt, des wär eune goans iewle Väschweerung.“
„Waaßte iwähaapt, woas eune Väschweerung bedeitet?“ froate i(s)ch dän Buh.
Unsä Kinn bewä(s)chte seun Kopp iwälä(s)chend hie un hä. „So ri(s)chdi(s)ch net, aach de Kevin koannte mä des net ri(s)chdi(s)ch väklickern. Moan Freind daht dieses Wordd vun Rolfi ufschnappe, un diesä wirrärim heerte des vum Jergi.“
„Aha“, nickte i(s)ch, „du host also deu Meunung aas drittä orrä viertä Hoand.“
Macko nickte.

„Desweje is doch meu Meunung zim Gemies besunners glaabwerddi(s)ch, wenn so viele väschiedene Leit des aach beschdädi(s)che.“
„So is des net“, schiddelte i(s)ch meun Kopp, „groad des Gejedaal duht schtimme. De Kenntnisse hosde nur dor(s)ch Heern vun daalwaas fremde Leit iwä Umwä(s)che gewunne.
Woas hodd doann deun Kevin sunst noch gesoat iwä Gemies?“

„Ä hodd mi(s)ch informiert, in Werkli(s)chkaat wär Schpinoat un Grienkohl sä uugesund, besunners fer Kinnä. Viele Änährungswisseschaftlä wisse des aach, gedraue si(s)ch des awä net zu beschdädi(s)che, waal die maaste unnä denne die Meunung deriwwä dikdadori(s)ch beschtimme un se wollte in ihrä Wisseschaftsgemeunde halt net als Außeseitä gelte.
Aach so wi(s)chdi(s)che Leit aas vägoangene Joahrhunnerde, zim Baaschpiel  Erik de bluudi(s)ch Roote,
wern als Deppe hiegeschtellt. Un diesä simbaadi(s)ch Piroat hodd eudaadi(s)ch doar gelegt wie ekli(s)ch un uugesund Gemies is.““
„Du moanst also, Macko, die Gemeunde dä Änährungsäkspärde dähte all des nur behaapte, doass Gemies fer die Mensche eißerst gesund wär, awä viele wisste in Werkli(s)chkaat, doass des falsch is?“
„Genna, so isses.“

„Woasde doa beschreiwe duhst, meu Buh, is genaa des, woas mä als Väschweerung bezei(s)chne duht; alle Äkspärde iwä dies Thema hädde si(s)ch väschworn, nur diese eune Meunung zu vädräre.“
„So isses, Schor(s)chi-Babba.“
„Ouh, ouh, Macko. Dezu muss i(s)ch dä doch Euni(s)ches väklärn.
Erstens: Erik de bluudi(s)ch Roote, eun Piroat aasäm Nordde,  hodds vämutli(s)ch nie gegewwe, ä is nur eune Äfinnung eunes Schriftschtellers. Deriwwä hämmä schun moal gebabbelt.
Zwaatens: Doass all die Äkspärde si(s)ch zusoamme gerodd häm, um nur diese eune Meunung, des Gemies gesund seun, zu vädräre....joa, Macko, des missde doch erst moal bewaase.
Un drittens......“
„Koannsde bewaase, Schor(s)chi, doaases net so is?“ unnäbroach mi(s)ch meun Seehn(s)che.

„Des braach i(s)ch net“, schiddelte i(s)ch meun Kopp, „die Bewaaspfli(s)cht duht baa denne leije, die wo die eudaadi(s)che Mähaatsoasi(s)chte oazweifeln.“
„Kapier i(s)ch net“, geschtoand Macko.
„S` doch goans oafach“, begoann i(s)ch zu väklärn, „wenn zim Baaschpiel unnä dausend Leit zwaa behaapte, de Mond is goar koan Himmelskerpä, dä wo aas Felsbrocke beschtehe duht un Sunneli(s)cht uf die Erd schpiehelt, sunnern aasäm lei(s)chtend riesi(s)che Kammenbertkees, awä neinhunnerdoachunneinzi(s)ch soage, noa, de Mond is eun Geschteunshimmelkerpä, doann misse die zwaa Keesoahängä bewaase, doass sie, die Keesoahängä, rä(s)cht hobbe, net die annern neinhunnderdoachtunneinzi(s)ch.“
Deruf wusste meu Buh nix zu soage.
„Wenn die zwaa Keesbefierworddä“, fuhr i(s)ch waatä fordd, „doann noch nettemoal Äkspärde seun fer Asdrofisick, sunnern zim Baaschpiel Zoahnärddst, Ferstä orrä Boankoageschtellte, doann seun die Zwaa erst rä(s)cht net ernst zu nemme.“

„Awä, du host mi(s)ch unnäbroche, Macko, i(s)ch wollte noch ähn dritte Punkt äleitern.
Wieso sollte doann die Änährungswisseschaftlä Liege in die Welt seddse un nur behaapte, Gemies is gesund?“
„Des is doch logi(s)ch“, nickte Macko, „die seun halt alle Kinnähassä, se wolle nur ärei(s)che, doass die Buhwe un Mäd(s)chä uubammhärddsi(s)ch gekwält wern.
Mä muss halt aach moal iwä de Delläroand gucke, hodd de Kevin mä gesoat un net alles, woas viele orrä sogoar alle Leit behaapte, glaabe. S` kennt joa aach falsch seun.“
„Daalwaas hosde schun rä(s)cht, Macko, mä muss net Alles glaabe. Awä hier is wirrä des glaa(s)che Probläm, du musst erst bewaase, doass sowoas nur die Äkspärde mache, um die Kinnä sadisdi(s)ch zu kwäle. I(s)ch glaab net, doass du orrä de Kevin des aach nur oasaddswaas bewaase kenne.“
„Na joa, viellaa(s)cht duh i(s)ch des nochemoal iwädenke.“
„Duh des, meu Buh. Awä, doassde des mit mä beschproche host, find i(s)ch werkli(s)ch gut. Nur so loasse si(s)ch uugeklärte Probläme leese.“



Viele Buhwe un Mäd(s)chä meege koan Gemies
des fuddern zu misse, is maast ar(s)ch fies
moane halt sä viele gekwälte Kinnä
un so moan(s)che Väschweerungsschpinnä.


       Hintergrundmusik: Elektromonia-The Other Side (NCS Release)


Übersetzung: „Vor ein paar Tagen haben wir doch über ekliges Gemüse gesprochen“, schwätzte Marko mich an, „du hast behauptet, Spinat und Grünkohl wären angeblich sehr gesund.“
„Das ist keine Behauptung von mir“, antwortete ich, „alle Ernährungswissenschaftler sagen das. Niemand von denen hegt Zweifel an dieser Tatsache.“
„Mag ja sein, angeblich. Der Kevin erzählte mir, dies wäre eine ganz üble Verschwörung.
„Weißt du überhaupt, was eine Verschwörung bedeutet?“ fragte ich den Bub.
Unser Kind bewegte seinen Kopf überlegend hin und her. „So richtig nicht, auch der Kevin konnte mir das nicht richtig erklären. Mein Freund schnappte dieses Wort vom Rolfi auf und dieser widerum hörte das vom Jörgi.“
„Aha“, nickte ich, „du hast also deine Meinung aus dritter oder vierter Hand.“
Marko nickte. „Deswegen ist doch meine Meinung zum Gemüse besonders glaubwürdig, wenn so viele verschiedene Leute das auch bestätigen.“

„So ist das nicht“, schüttelte ich meinen Kopf, „gerade das Gegenteil stimmt. Deine Kenntnisse hast du nur durch Hören von teilweise fremden Leuten über Umwege gewonnen.
Was hat dann der Kevin sonst noch gesagt über Gemüse?“
„Er hat mich informiert, in Wirklichkeit wäre Spinat und Grünkohl sehr ungesund, besonders für Kinder. Viele Ernährungswissenschaftler wissen das auch, getrauen sich aber nicht das zu bestätigen, weil die meisten unter denen die Meinung darüber daktatorisch bestimmen und sie wollten halt nicht in ihrer Wissenschaftsgemeinde als Außenseiter gelte.
Auch so wichtige Leute aus vergangenen Jahrhunderten, zum Beispiel  Erik de blutig Rote, werden als Deppen hingestellt. Und dieser symphatische Pirat hat eundeutig dar gelegt wie eklig und ungesund Gemüse ist.“
„Du meinst also, Marko, die Gemeinde der Ernährungswissenschaftler würde das alles nur behaupten, dass Gemüse für die Menschen äußerst gesund wäre, aber viele wüssten in Wirklichkeit, dass das falsch ist?“
„Genau so ist es.“
„Was du da beschreibst, mein Bub, ist genau das, was man als eine Verschwörung bezeichnet; alle Experten hätten sich bei diesem Thema verschworen, nur die eine Meinung zu vertreten.“
„So ist es, Schorschi-Papa.“

„Ouh, ouh, Marko. Dazu muss ich dir doch Einiges erklären.
Erstens: Erik der blutig Rote, ein Pirat aus dem Norden, hat es vermutlich nie gegeben, er ist nur eine Erfindung eines Schriftstellers. Darüber hatten wir schon mal geredet.
Zweitens: Dass alle Experten sich zusammen gerottet haben, um nur diese eine Meinung, das Gemüse äre gesund, zu vertreten.....ja, Marko.dass müsstest du doch erst mal beweisen.
Und drittens......“
„Kannst du beweisen, Schor(s)chi, dass es nicht so ist?“ unterbrach mich mein Söhnchen.
„Das brauch ich nicht“, schüttelte ich meinen Kopf, „die Beweispflicht liegt bei denen, die die eindeutige Mehrheitsansicht anzweifeln.“
„Kapier ich nicht“, gestand Marko.
„Es ist doch gans einfach“, begann ich zu erklären, „wenn zum Beispiel unter tausend Leuten zwei behaupten, der Mond ist gar kein Himmelskörper, welcher aus Felsbrocken besteht und Sonnenlicht auf die Erde spiegelt, sondern aus einem leuchtenden, Camenbertkäse, aber 998 sagen, nein, der Mond ist ein Gesteinshimmelkörper, dann müssen die zwei Käseanhänger beweisen, dass sie, die Käseanhänger, recht haben, nicht die anderen 998.“
Darauf wusste der Bub nichts zu sagen.

„Wenn die zwei Käsebefürworter“, fuhr ich weiter fort, „dann noch nicht einmal Experten für Astrophysik sind, sondern zum Beispiel Zahnärzte, Förster oder Bankangestellte, dann sind die Zwei erst recht nicht ernst zu nehmen.“
„Aber du hast mich unterbrochen Marko, ich wollte noch einen dritten Punkt erläutern.
Wieso sollten dann die Ernährungswissenschaftler Lügen in die Welt setzen und nur behaupten, Gemüse ist gesund?“
„Das ist doch logisch“, nickte Marko, „die sind halt alle Kinderhasser, sie wollen nur erreichen, dass die Buben und Mädchen unbarmherzig gequält werden.
Man muss halt auch mal über den Tellerrand gucken, hat der Kevin mir gesagt und nicht alles, was viele oder sogar alle Leute behaupten, glauben. Es könnte ja auch falsch sein.“
„Teilweise hast du schon recht, Marko, man muss nicht Alles glauben. Aber hier ist wieder das gleiche Problem, du musst erst beweisen, dass so was die Experten nur machen, um die Kinder sadistisch zu quälen. Ich glaube nicht, dass du oder der Kevin das auch nur ansatzweise beweisen können.“
„Na ja, vielleicht überdenke ich das noch mal.“
„Mach das, mein Bub. Aber das du das mit mir besprochen hast, finde ich wirklich gut. Nur so lassen sich ungeklärte Probleme lösen.“

Viele Buben und Mädchen mögen kein Gemüs`
das futtern zu müssen ist meist arg fies
meinen halt sehr viele gequälte Kinder
und so manche Verschwörungsspinner.
  (auf hessisch reimt es sich)