Kein Respekt

 

Familie Schnabbelschut daht mit bebackte Dasche die Rolldrepp runnä foahrn

Hinnä uns stoand ähn eldä Poar. Unne dahte zwa Juchendliche uf se wadde.

Oanä grinste und soate:

                                „Opa un Oma uf de Treppe

                                 grinse wie zwa oalde Deppe.“

 

Ernst guckte i(s)ch de Versbastlä oa un schiddelte missbilli(s)chend de Kopp. Macko un Marie(s)che hodde des a geheert un lachte.

Wä strebte doann zur Eisdiel un hockte uns annen freie Disch.

„Des woar awä net schee“, ämoahnte i(s)ch ma zwa Kinnä, „dassä iwä soon bleede Spruch noch lache duht. Ihr wollt ja aach net, doass mä eiä Oma un Opa so väuhzt.“

„Moag seun“, daht Macko zugewwe, „mä kennt de Spruch aach oabännern.Nämlich so:

 

                                 Babba un Mama uf de Treppe

                                 grinse wie zwa oalde Deppe.“

 

Meu gut Laun wollt i(s)ch mä net väderbe un iwäging deshalb die Frechhaat. Ma Fraa Lisett(s)che daht ewwefalls deruf net eugehe.

Ähn poar Minute schpätä hadde wä doann unsä bestellt Eis un schleckte die Kestli(s)chkaat.

Marie(s)che väschmierte si(s)ch, wie iebli(s)ch, ihr Gesi(s)cht un ihr Pulloovä woar schun noach korzä Zaat babbi(s)ch väfleckt.  De Macko ginste oadauernd in si(s)ch neu. Awä doann platzte es aasäm raas: „Vum Rolfi hebb i(s)ch ähn lusdi(s)che Schpruch geheert“, kindi(s)chtä oa.

„Wenn´s wirrä so bees Posse seun, doann behoalts fer di(s)ch,“ schluch i(s)ch vo.

Macko awä soate, laacht glucksend :

                                 „De Babba flitzt die Treppe nuff

                                  ä seun im gliggseeli(s)ch Suff

                                  Die Mama,die seun sä bedroffe

                                  de Babba hodd zu viel gesoffe.“

 

„Uf uns drifft des awä net zu“, moante Lisett(s)che, „de Schor(s)chi duht doch nur goans weni(s)ch drinke.“

„Uf de Filosoferunf äh Bier orrä äh Gloas Weu“, bestädi(s)chte i(s)ch, „net so wie de Heunä, dä duht des Zei(s)chs litäwaas in si(s)ch neuschidde. Un dehoam oab un zu moal ähn kloane Bembel Ebbelweu.“

Oam Noachbardisch saße Leit, zwa Erwachsene un oan Bu, im Aldä vo Marie(s)che. Die dahte indressiert zuheern, woas wä so babbelte.„Die Kinnä vun denne kenne si(s)ch net be-

nemme“, flisterte de Moann, awä doch laat genung, doass wä des noch heerte.

Marie(s)che konnte net loang hocke bleiwe un rutschte uuruhi(s)ch ufem Stuhl hie un hä.

„Geh doch zu däm Bu“, forderdde i(s)ch meu Dochtä uf, „viellaacht konnsde mitäm ebbes hier spiele.“

Se ließ si(s)ch net zwamoal bitte. Sofordd stoand se uf. Vo däm Bu schtellte se si(s)ch uf un froate:„Wie haaßt du?“      „I(s)ch haaß Jer(s)ch“, daht de Bu addi(s)ch antwordde un zabbelte nervees uffäm Stuhl. Liewend gern wärä glaa ufgeschtanne un mit Marie(s)che gerannt, draute

si(s)ch awä net, ä wollt erst die Älaubnis vun seune Eldern kriehe.

„Zabbel net so rim!“ ermoante die Fraa, also vermutli(s)ch seu Muddä.

Doann steh halt uf un geh mit däm Mäd(s)che“, willi(s)chte doann seun Babba eu, „awä benämm di(s)ch, sonst mussde oam Samsdaach wirrä zu Oma.“

De kloa Jer(s)ch ließ si(s)ch net bitte un zeh Sekunde spätä wieselte die Zwa Kinnä oam Pladds vo de Eisdiel rim.

„Wieso will de Bu net zur Oma?“ froate Lisett(s)che, „meu Kinnä dähte des als Bestroafung empfinnne, wenn wä se net zu Oma un Opa loasse dähte.“

Die Oma macht des schun ri(s)chdi(s)ch“, behaaptete de fremde Moann, „se hilft uns ba de Äziehung. Wennä si(s)ch baam Esse so vollkleckern dähte wie eiä Mäd(s)che, werdä aasgeschimpt un darff notfalls koan Fernseh gaffe. Des hilft.“

Entsetzt guckte ma Fraa un i(s)ch die baade Raabeeldern oa. Uns gefiel des zwaa net, doass Marie(s)che heifi(s)ch so schnell babbi(s)ch werd un de Macko goanz schee freche Sprich los babbelt,awä wä wollte aach net, doass si(s)ch unsre Kinnä wie ufgezochene Robotä vähalte.

„Wä seun sä zufriede mit unserm Bu“, teente die fremd Fraa stolz, „ä seun wohläzooche.  Im Aldä vo zwa Johrn konntä schun mit Messä un Gawwel esse.“

„Soatä aach zur Begrießung baa nä fremd Fraa gutenTag gnä Frau  un duhtä ihr ähn Hoandkuss gewwe?“ witzelte i(s)ch, „un baa de Väoabschiedung doann  grüßen sie ihren Gatten?“

Pikiert glotzte die Baade uns oa. Macko merkte, doass wä die Äziehungsmethoode de Zwaa als seltsoam betrachtete. Grinsend soatä laat: „Also, i(s)ch koann heit noch net ri(s)chdi(s)ch mit Messä un Gawwel fuddern, obwohl i(s)ch beraats fast elf seun.“

Denne Zwaa blieb staunend, awä missbilli(s)chend des Meil(s)che offestehn.

Die Unnähaltung woar doamit erst moal beendet.

I(s)ch noahm doann äh groad gekaaft Plätz(s)chä-Schachtel aas de Plastikdasch un fudderte druf los.

„Wä misse oan die Hoamfahrt denke“, äinnerte mi(s)ch ma Fraa, „du musst die Terrass sauwä mache un de Kellä ufraame“.

I(s)ch winkte nur oab: „Loangsoam, des hodd Zaat, erst will i(s)ch noch fuddern:“

Doa schmunzelte ma bessä Helft un soate:

                          „Ä duht schun wirrä Plätz(s)chä fresse

                          un duht die Arweid goans vägesse.“  

 

 

 

Übersetzung: Familie Schnabbelschnut war in der Stadt ( gemeintist Darmstadt)einkaufen.

Mitbepackten Taschen fuhren wir die Rolltreppe runter. Hinter uns stand ein älteres Paar.

Unten warteten auf die Beiden zwei Jugendliche. Einer grinste und sagte:

                          „Opa und Oma aufder Treppe

                            grinsen wie zwei alte Deppe(n).

Ernst guckte ich die Versbastler an und schüttelte missbiligend den Kopf.Marko und Mariechen hatten das auch gehört und lachten.

Wir strebten dann zur Eisdiele und setzten uns an einen freien Tisch.

„Das war aber nicht schön“, ermahnte ich meine zwei Kinder, „dass ihr über so einen blöden Spruch auch noch lacht. Ihr wollt ja auch nicht, dass man eure Oma und Opa so veralbert,“

Mag sein“, gab Marko zu, „man könnte den Spruch auch abändern,nämlich so:

                          Papa und Mama auf der Treppe

                          grinsen wie zwei alte Deppe(n).“

Meine gute Laune wollte ich mir nicht verderben und überging deshalb diese Frechheit. Meine

Frau, Lisettchen, ging ebenfalls darauf nicht ein.

Ein paar Minuten später hatten wir dann das bestellte Eis und schleckten die Köstlichkeit.

Mariechen verschmierte sich wie üblich, ihr Gesicht und ihr Pullover war schon nach kurzer Zeit schmutzig verfleckt. Der Marko grinste andauernd in sich rein. Aber dann platzte es aus ihm raus: „Vom Rolfi habe ich einen lustigen Spruch gehört“, kündigte er an.

„Wenn´s wieder so ein böser Unsinn ist, dann behalt´s für dich“, schlug ich vor.

Marko aber sagte, leicht glucksend:

                               Der Papa flitzt die Treppe rauf,

                               er ist im glückseelig Suff

                               Die Mama, dieist sehr betroffen,

                               der Papa hat zuviel gesoffen.“

„Auf uns trifft das aber nicht zu“, meinte Lisettchen, „der Schorschi trinkt doch nur ganz

wenig.“

„Auf der Filosofenrunde ein Glas Bier oder Wein“, bestätigte ich,„nicht so wie der Heiner,

der schüttet das Zeugs literweise in sich rein. Und daheim ab und zu mal einen kleinen Bembel Apfelwein.“

Am Nachbartisch saßen Leute, zwei Erwachsene und ein Bub, im Alter vom Mariechen.

Die hörten interessiert zu, was wir so redeten.

„Die Kinder von denen können sich nicht benehmen“, flüsterte der Mann,aber doch laut genug, das wir es noch hörten.

Mariechen konnte nicht lange sitzen und rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her.

„Geh doch zu dem Bub“, forderte ich meine Tochter auf, „vielleicht kannst du mit ihm hier etwas spielen.“

Sie ließ sich nicht zweimal bitten. Sie stand sofort auf. Vor dem Jungen stellte sie sich auf und fragte:„Wie heißt du?“  „Ich heiße Jörg“, antwortete artig der Bub und zappelte nervös auf dem Stuhl. Liebend gern wäre er gleich aufgestanden und mit dem Mädchen gerannt, traute sich aber nicht, er wollte erst die Erlaubnis von seinen Eltern kriegen.

„Zappel nicht so rum!“ ermahnte ihn die Frau, also vermutlich seine Mutter.

„Dann steh halt auf und geh mit dem Mädchen“, willigte dann sein Papa ein, „aber benimm dich,sonst musst du am Samstag wieder zur Oma.“

Derkleine Jörg ließ sich nicht bitten und zehn Sekunden später wieselten die zwei Kinder auf

dem Platz vor der Eisdiele rum.

„Wieso will der Bub nicht zur Oma?“ fragte Lisettchen, „meine Kinder würden das als Bestrafung empfinden, wenn wir sie nicht zu Oma und Opa lassen würden.“

„Die Oma macht das schon richtig“, behauptete der fremde Mann, „sie hilft uns bei der Erziehung.Wenn er sich beim Essen so vollkleckern würde wie euer Mädchen,würde er ausgeschimpft und darf notfalls kein fernsehn gucken. Das hilft.“

Entsetzt guckten meine Frau und ich die Rabeneltern an. Uns gefiel es zwar auch nicht, dass Mariechen häufig so schnell verschmiert wird und der Marko ganz freche Sprüche schwätzt, aber wir wollten auch nicht, dass sich unsere Kinder wie aufgezogene Roboter verhalten.

„Wirsind sehr zufrieden mit unserem Bub“, tönte die fremde Frau stolz,„er ist sehr wohlerzogen.Im Alter von zwei Jahren konnte er bereits mit Messer und Gabel essen.“

„Sagt er auch bei der Begrüßung einer fremden Frau   guten Tag gnä Frau  und gibt er ihr einen Handkuss?“ witzelte ich, „und bei der Verabschiedung     grüßen sie ihren Gatten?“

Pikiert glotzten die Beiden uns an. Marko merkte, dass wir die Erziehungsmethoten der Zwei als seltsam betrachteten. Grinsend sagte er laut: „Also ich kann bis heute noch nicht richtig

mit Messer und Gabel essen, obwohl ich bereits fast 11 bin.“

Denen Zwei blieb staunend, aber missbilligend, das Mäulchen offen stehen.

Die Unterhaltung war damit erst mal beendet.

Ich nahm dann eine grade gekaufte Plätzchenschachtel aus der Plastiktasche und futterte drauflos.

„Wir müssen an die Heimfahrt denken“, erinnerte mich meine Frau, „du musst die Terrasse sauber machen und den Keller aufräumen.“

Ich winkte nur ab. „Langsam, das hat Zeit. Ich will erst noch futtern.“

Da schmunzelte meine bessere Hälfte und sagte:

                               „Er tut schon wieder Plätzchen fressen

                                und tut die Arbeit ganz vergessen.“