Zwanghafte Albernheit

Fortsetzung dieser Anekdote: Zwanghafte Wasch- und Putzsucht 

Monika Millä-Meyä un Dirk Millä hockte in de Waddstubb vum Doktä Antikrank. Se worn die letzte Paddsjente oan däm Daach.

Die Moni ging zuerst in die Behannlungsschtubb.

„Woas fiehrt se zu mä?“ froate de Azzt die Fraa.

„I(s)ch seun net kroank“,klärte Moni de Doktä uf, „awä baa Hä Miller muss dringend woas geschehe“.

„Woarim seunä net mit kumme?“

„Des sollä net wisse, doass i(s)ch iwä ihn babble duh“, antworddete die Fraa heumlich duend mit laasä Stimm, hinnä si(s)ch guckend, ob die Dier zim Waddezimmä a wirrä väschlosse seun, „ä glaabt, i(s)ch wär baa Ihne weje moa Boaschmerze. Also des seun so“, begoann se un hockte si(s)ch oan de Disch zu Hä Antikrank, „de Hä Millä werd vun Daach zu Daach albernä. Inzwische issä de reunste Kinnskopp un moant, ä misst eune Poss nach de annern dähdi(s)che.“

„ Na ja, die eldere Leit ännern oft ihr Vähalte. Viele wern mirrisch un nergle nur rim,annern degeje wern lusdi(s)ch un väzähle die dollste Witze. Seun se doch froh, doass ihr Schwiechävaddä net zur erste Sordd Mensche geheert. Ä is ja a schun iwä oachtzi(s)ch.“

„Sie duhn mi(s)ch missvästehe“, winkte die Fraa ab, „moan Schwiechävaddä seun goanz normal, es dreht si(s)ch um meun Moann, de Dirk, dä in de Waddschtubb hockt.“

„Woas?“  De Azzt woar iwärascht. „De Dirk kenn i(s)ch gut. I(s)ch hebb mittäm zusoamme die Schul besucht. Ä woar a schun friehä ähn lusdi(s)chä Bu. Eunmoal hoddä sich oan die Elke vun hinne oageschli(s)che, sofordd oan ihr Hoos gezohe un Juckpilvä neu geschidd.“

Hä Antikrank schiddelte si(s)ch vo Lache.

„Duhtä heit immä noch sol(s)che Posse dreiwe?“ froate de Azzt mit glucksendä Stimm.

„Noa, heit nemmä. Awä annern Bleedsinn seunäm net fremd.“

„Väzähle se moal!“

„Mor(s)chens fängts schun oa un lässt soon bleede Schpruch los:

                      Is de Kaffee haaß un frisch

                      hockt de Dirk oan de Disch.“

„Un? Baa so ähn ufmunternd Vers seun de Daach doch glaa viel freindli(s)chä.“

„Awä debaa duhts net bleiwe.Ä soat doann noch:

                       i(s)ch muss jetz schnell de Kaffee schlerffe

                       de Edelhä, de duht des derffe.

Des machtä doann aach. Ähn ekelhaft Gereisch seun soa Kaffegeschlerff, i(s)ch moan grad, i(s)ch wär im Wutzestall.“

„So schlimm seun Schlerfgereisch a wirrä net“, moante Hä Antikrank, „ma Fraa duht si(s)ch a ufrä(s)che, wenn i(s)ch baam Middaachesse forze muss un es donnert un schießt wie baa de Atillerie. Awä“, daht de Azzt eulenke, „sol(s)che Gereisch muss mä net mit Absi(s)cht mache.

                 I(s)ch hebb doa ä Idee. Schlerffe so doch a. Si(s)chä merktä doann, doass seu Benämme ebbes ei(s)chenaddi(s)ch is.“

„Hebb i(s)ch schun probiert“,äwirrerte die Fraa, „s`hodd nix genitzt. Ä hodd nur glacht un noch mä geschlerfft un doofe Sprich vo si(s)ch gelosse. Zim Baaspiel:

 

 

  Edeldoame schlerffe mit Genuss

 alles annern seun nur Schtuss.“

Hä Antikrank zuckte mit deSchuldern. „Kloane Macke hobbe mä all. Doamit misse mä läwe.

Duhts baa ihrm Moann noch annern seltsoame Vähaltensweise gewwe?“

Monika nickte. „Joa, jede Meng. Im Schwimmboad zim Baaspiel duhtä unnä de Braus des Hesselied singe un moanchmoal dieJurmä Kerb is do, woas seun die Leit so froh.“

„Also, ich duh a gern baam Dusche singe“, offenbaarte de Moann, „besunners des Lied  mä väsaafe unsä Oma ihr kloa Heische. Woas issen doaroa schlimm?“

„Moan Moann macht des in de Effentlichkaat, net baam Dusche innä Koabin, sunnern unnä de Braus, die wo oam Roande vom Schwimmbecke oagebroacht is, wo mä oaschließend direkt uf die Lie(s)chewiss geht.  Die Kinnä lache schun, wenn se de Dirk sehe.“

Hm,..hm“, zegerte de Azzt,„ i(s)ch glaab, i(s)ch seun net die ri(s)chdi(s)ch Person des zu beurdeile, ob ihr Moann äh Behannlung braacht. Des muss ähn Psi(s)chatä orrä ähn Psi(s)cholog enscheide.           Viellacht duhtä unnä zwoanghaftä Albernhaat laade, bekoannt seun des a unnä däm Begriff Aldersalbernheit. Wome(s)chli(s)ch aach net. De Dirk seun so oald wie i(s)ch, finfunverzi(s)ch. Gewehnli(s)ch duhtes in däm Aldä noch net gewwe. Awä selbst baa Jugendli(s)che koann mä des schun moanchmoal beobachte. Ma Dochtä, die Claudia zim Baaspiel, seun erst sechzeh. Baa dä kimmt mäs vo als wär se schun mit Aldersalbernheit uf die Welt kumme.“ 

„Kenne se mä net so Beruhi(s)chungstablette gewwe, die i(s)ch ihm heumli(s)ch in die Kaffeedass schidd?“ bat die Fraa dän Moann.

„Erst moal oabwadde“, schluch de Azzt vo, „so Tablette duht´s gewwe, awä se hobbe a Nebbewerkunge. De Dirk kimmt joa glaa zu mä, i(s)ch werd ihn moal beobachte.“

Die Fraa Monika Millä-Meyer soate doaan  ufwirräsehn un väließ die Behannlungsschtubb.

 

 

 

Übersetzung:Monika Müller-Meyer und Dirk Müller saßen im Wartezimmer vom Doktor Antikrank. Sie waren die letzten Patienten an jenem Tag.

Die Moni ging zuerst in das Behandlungszimmer.

„Was führt sie zu mir?“ fragte der Arzt die Frau.

„Ich bin nicht krank“,klärte Moni den Doktor auf, „aber bei Herrn Müller muss dringend was geschehen.“

„Warum ist er nicht mit gekommen?“

„Er soll es nicht wissen, dass ich über ihn rede“, antwortete die Frau heimlichtuend mit leiserStimme, hinter sich schauend, ob die Tür zum Wartezimmer auch wirklich wieder verschlossen war, „er glaubt, ich wäre bei ihnen wegen meiner Beinschmerzen.  Also, das ist so“, begann sie

und setzte sich an den Tisch zu Herrn Antikrank, „der Herr Müller wird von Tag zu Tag alberner.Inzwischen ist er der reinste Kindskopf und meint, er müsse eine Posse nach der anderen tätigen (einenUnsinn nach dem anderen machen).“

„Na ja, ältere Leute ändern oft ihr Verhalten nach Jahrzehnten. Viele werden mürrisch und nörgeln nur rum, andere dagegen werden lustig und erzählen die tollsten Witze. Seien sie doch froh, dass ihr Schwiegervater nicht zur ersten Sorte Menschen gehört. Er ist ja bereits schon

über achtzig:“

„Sie missverstehen mich“,winkte die Frau ab, „mein Schwiegervater ist ganz normal, es dreht sich um meinen Mann, den Dirk,der im Wartezimmer sitzt.“

„Woas?“  Der Arzt warüberrascht. „Den Dirk kenne ich gut. Ich hatte mit ihm zusammen die Schule besucht. Er war auch schon früher ein lustiger Bub. Einmal hatte er sich von hinten an die Elke herangeschliechen, sofort an ihrer Hose gezogen und Juckpulver rein geschüttet.“

Herr Antikrank schüttelte sich vor Lachen.

„Macht er heute immer solche Possen? (Scherze)“fragte der Arzt mit glucksender Stimme.

„Nein, heute nicht mehr. Aber anderer Blödsinn ist ihm nicht fremd.“

„Erzählen sie mal!“

„Morgens fängt es schon an und lässt so einen blöden Spruch los:

                        Ist der Kaffee heiß und frisch

                        sitzt der Dirk an dem Tisch.“

„Und? Bei so einem aufmunternden Vers ist der Tag doch gleich viel freundlicher.“

„Aber, dabei bleibt`s nicht.Er sagt dann noch:

                        Ich muss jetzt schnell den Kaffeee schlürfen

                        die Edelherren, die tun das dürfen. (dürfen das machen)

Dies macht er dann auch. Ein ekelhaftes Geräusch ist sein Kaffeegeschlürfe. Ich meine gerade, ich wäre im Schweinestall.“

So schlimm sind Schlürfgeräusche auch wieder nicht“, meinte Herr Antikrank dazu,„meine Frau regt sich auch auf, wenn ich beim Mittagssen furzen muss und es donnert und schießt wie bei der Artillerie. Aber“,lenkte der Arzt ein, „solche Geräusche muss man nicht mit Absicht machen.          Ich hab da eine Idee: Schlürfen sie doch auch. Sicher merkt er dann, dass sein Benehmen etwas abartig ist.“

„Hab ich schon probiert“,erwiderte die Frau, „ s`hat nichts genützt. Er hatte nur gelacht und noch mehr und lauter geschlürft und doofe Sprüche von sich gelassen, zum Beispiel:

                         Edeldamen schlürfen mit Genuss

                         alles andre ist nur Stuss.“

Herr Antikrank zuckte mit den Schultern. „Kleine Macken haben wir alle. Damit müssen wir leben. Gibt es bei ihrem Mann noch andere seltsame Verhaltensweisen?“

Monika nickte „Ja, jede Menge.Im Schwimmbad zum Beispiel singt er unter der Brause das Hessenlied und manchmal..  die Jugenheim Kerb (Kirchweih)ist da, was sind die Leut so froh.“

„Also, ich singe auch gern beim Duschen“, offenbarte der Mann, „besonders das Lied ..wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen. Was ist daran schlimm?“

„Mein Mann macht das in der Öffentlichkeit, nicht beim Duschen in einer Kabine, sondern unter der Brause, die am Rande des Schwimmbeckens angebracht ist, wo man anschließend direkt auf die Liegewiese geht. Die Kinder lachen schon, wenn sie den Dirk sehen.“

Hm...,hm,“ zögerte der Arzt, „ich glaube, ich bin nicht die richtige Person das zu beurteilen, ob ihr Mann eine Behandlung braucht. Das muss ein Psychiater oder ein Psychologe entscheiden.

Vielleicht leidet er unter zwanghafter Albernheit, bekannt ist das unter dem Begriff ...Altersalbernheit.  Womöglich auch nicht. Der Dirk ist so alt wie ich, fünfundvierzig. Gewöhnlich gibt´s das in diesem Alter noch nicht. Aber selbst bei Jugendlichen kann man das schon beobachten.

Meine Tochter, die Claudia zum Beispiel, ist erst sechzehn. Bei der kommt mir´s vor als wäre sie schon mit Altersalbernheit auf die Welt gekommen.“

„Können sie mir Beruhigungstabletten geben, die ich ihm heimlich in die Kaffeetasse schütte?“ bat die Frau den Mann.

„Erst mal abwarten“, schlug der Arzt vor, „solche Tabletten gibt es, aber sie haben auch Nebenwirkungen. Der Dirk kommt jetzt gleich zu mir, ich werde ihn mal beobachten.“

Die Frau Monika Müller-Meyer sagte dann aufwiedersehen und verließ das Behandlungszimmer.