Wolken ziehen

 „Meu kienstlärisch Adä seun oam letzte Wocheend begliggt worn. Goans foandasdi(s)che Ideeje dahte dor(s)ch meine hekdi(s)che Bluudboahne in meunäm edle Haupt fließe un moan derstentä Geist word äfrischend beläbt“, stroahlte uns Klausi Viereddnä uf de Filosoferund in de Kneip Zim weise Moandmoann oa, „ mit meunä Bagaa(s)ch hämmä Picknick uf nä summäbunt Blummewiss gedähdi(s)cht. Als i(s)ch mi(s)ch uf de wei(s)che Koldä mittäm Ricke hie leihe daht, musterte meu oaspruchsvolle Aache zufriede un wohlwollend de Himmel un väfolgte genussvoll des wäkselnde Spiel de ziehende Wolke.“

„Des seun doch nix besunneres“, moante Babett(s)che Edeldoam, „des konnsde aach im Gadde hobbe, wenn de noachäm Middaachesse im Lie(s)chstuhl ebbes deese duhst un oab un zu ufschteest weje zuviel gegessenä Fleischbrocke. Desweje braachsde di(s)ch net in iwädriffene, geschwollene Schwafelwordde suhle.“

Glei(s)chgildi(s)ch iwäging unsä Schäff-Filosof diese Kridik. Zumindest ließ ä si(s)ch nix oamerke. „mä daht`s wie eun Gliggsblitz in meu Kienstlähern euschlaaache, i(s)ch kennt de blaue Himmel mit de weiße Wolke filme mit eunäm Kemmkordä. I(s)ch glaab, i(s)ch werd mä soeun Gerät kaafe. Bestimmt däht des so ein Video mit viellaacht fuffzeh Minute ägäwwe.“

Moansde net, Klausi, doass des fer(s)chdäli(s)ch loangwaali(s)ch seun?“ froate i(s)ch skepdi(s)ch, „fuffzeh Minute loang nur Wolke un sunst nix?“

„So isses joa net“, äwirrerte meun Freind, „so noach finf Minute daht ähn flie(s)chendä Vojel meun Si(s)chtfeld oam Himmel kreize. Un noach waatere finf Minute koame dunkläre Wolke uf, die er(s)chendwoann alles Blau vädrängte. Un doann folgte noch ein Grummeln. Des haaßt eun Gewiddä daht si(s)ch oakindi(s)che, doass doann aach dahtsä(s)chli(s)ch äei(s)chnete.“

Begaastern konnt mi(s)ch des net un noach de Gesi(s)chtmimik vun de annern drei Filosofe zu urdeile, die aach net.

„Joa, des hosde net gedenkt, Hä Schor(s)chi Schnabbelschnut, gell?“ driumfierte unsä neiä Videokienstlä, „außädäm werd i(s)ch des Video mit eunäm vo mä selwst vogedraachene Gedi(s)cht noch väscheenern. Duht moal lausche, Filosofe:

 

 

 Wolke ziehe oam endloose Himmel

 vun fern eun leis Glockegebimmel.

 Hunne kleffe, belle un tobe

 wä misse unsä Läwe lobe,  

sol(s)ch gliggli(s)ch Momente duh i(s)ch gern genieße

 doamit aach waatähie schee Vers aas mä schprieße.

 

        De Himmel werd doann grauä un grauä

        des freit foandasdi(s)ch unsern Bauer:

        „Meu Eckä un Wisse brauche Reege

         fer die Feldfri(s)cht seun des eun Seege.“

Zufriede lehnte si(s)ch unsä Dorffdi(s)chtä im Kneipestuhl zurick, im Bewusstseun uns hier in de Wertschaft eun schtroahlend Gloansschtick

hohä deitschä Di(s)chtkunst geliffert zu hobbe.

„Net schlä(s)cht“, niggte i(s)ch oaäkennend, „doann kaaf dä halt so eun Kemmkordä un kre..ier sol(s)ch ein Video. Mä fällt doa beraats eun Nutze defier eu. Wenn kloane Kinnä owends paatu net euschlowe wolle, doann misse se si(s)ch deun Video oagucke, wenn net fraawilli(s)ch doann halt unnä Zwoang. Bestimmt werd deu Kunstwerk seu Werkung net väfehle.“

Übersetzung:„Meine künstlerische Ader ist am letzten Wochenende beglückt worden. Ganz phantastische Ideen flossen durche meine hektischen Blutbahnen im edlen Haupt und belebten erfrischend meinen dürstenden Geist“, strahlte uns Klausi Vielredner auf der Filosofenrunde in der Kneipe Zum weisen Mondmann an, „mit meinem Anhang machten wir Picknick auf einer sommerbunten Blumenwiese. Nachdem ich mich auf die weiche Decke rücklings hin gelegt hatte,  musterte nmeine anspruchsvollen Augen zufrieden und wohlwollend den Himmel und verfolgten genussvoll das wechselnde Spiel der ziehenden Wolken.“

„Das ist doch nichts besonderes“, meinte Babettchen Edeldame, „daskannst du auch im Garten haben, wenn du nach dem Mittagessen im Liegestuhl etwas döst und ab und zu aufstößt wegen zu viel gegessener Fleischbrocken. Deswegen brauchst du dich nicht in übertriebenen, geschwollenen Schwafelworten suhlen.“

Gleichgültig überging unser Chef-Filosof diese Kritik. Zumindest ließ er sich nichts anmerken. „Wie ein Glücksblitz

schlug es in meinem Künstlergehirn ein, ich könnte den blauen Himmel mit den weißen Wolken mit einem Camcorder filmen. Ich glaube, ich werde mir so ein Gerät kaufen. Bestimmt wird das ein Video von 15 Minuten ergeben.“

„Meinst du nicht Klausi, dass das fürchterlich langweilig wird, Klausi?“ fragte ich skeptisch, „15 Minuten lang nur Wolken und sonst nichts?“

„So ist das ja nicht“, erwiderte mein Freund, „so nach 5 Minuten kreuzte ein fliegender Vogel mein Sichtfeld am Himmel. Und nach weiteren 5 Minuten kamen dunklere Wolken auf, die irgendwann alles Blau verdrängten. Und dann folgte noch ein Grummeln. Das heißt ein Gewitter kündigte sich an, welches sich dann auch tatsächlich ereignete.“

Begeistern konnte mich das nicht und nach der Gesichtsmimik der anderen 3 Filosofen zu urteilen, die auch nicht.

„Ja, das hast du nicht gedacht, Herr Schorschi Schnabbelschnut, gell?“ triumphierte unser neuer Videokünstler, „außerdem werde ich das Video mit einem von mir selbst vorgetragenen  Gedicht verschönern. Lauscht mal, Filosofen:

     Wolken ziehen am endlosen Himmel

     von Ferne ein leises Glockengebimmel.

     Hunde kleffen, bellen und toben

     wir müssen unser Leben loben,

     solch glückliche Momente tu ich gern genießen

     damit auch weiterhin schöne Verse aus mir sprießen.

 

       Der Himmel wird dann grauer und grauer

       dies freut phantastisch unsern Bauer:

       „Meine Äcker und Wiesen brauchen Regen

       für die Feldfrüchte ist das notwendig, ein Segen.“

Zufrieden lehnte sich unser Dorfdichter im Kneipenstuhl zurück, uns hier in der Wirtschaft ein strahlendes Glanzstück hoher deutscher Dichtkunst geliefert zu haben.

Nicht schlecht“, nickte ich anerkennend, „dann kauf dir halt so einen Ca mcorder und kre..ier solch ein Video. Mir fällt da bereits einenNutzen dafür ein. Wenn kleine Kinder abends partout nicht einschlafen wollen, dann müssen die sich dein Video anschauen, wenn nicht freiwillig, dann unter Zwang. Bestimmt wird dein Kunstwerk seine Wirkung nicht verfehlen.“