Kleidermode

 

„Woas fer oabaddi(s)ch oaldmodisch Klamodde hosde heit nur oa?“ fraote Ludwi(s)ch oabfälli(s)ch kridisierend de Heunä, „mä kennt moane, du hädds di(s)ch väsehendli(s)ch aas Hinnäwoaldhause aasäm letzte Johrhunnerd hiehä väerrt.“
“Wieso oaldmodisch?“ äwirrerte Heunä, unsä Koampfdrinkä, „meu Hos un Häm seun zaatlos, die ziern schun finfunzwoanzi(s)ch Johrn meun Edelkerpä.“

Willsde mich bedubbe? Des seun doch net mee(s)chli(s)ch“, woandt Ludwi(s)ch, unsä Edelmoann, eu, „alle wolle doch mit de Mode geh eun....modisch geklaadet, seun ähn urmenschli(s)ch Grundbederffnis fer kuldurell Läwensstil.“

„Schee hosde des gesoat“, froddselte Klausi, unsä Schäff-Filosof, „`s duht awä a Aasnoahme gewwe.

Unsä Hä Schor(s)chi Schnabbelschnut“, äh deitete mit de eune Hoand uf mi(s)ch, mit de annern

hieltä seu Biergloas, „laaft heifi(s)ch rim wie äh Wildsau.“

Die Froag seun“, dozierte ä, „woarim die maaste Mensche wie Vollidjoote alleweil de Mood hinnähä he(s)cheln. Moanche wolle si(s)ch oabgrenze, woas besunners aasdricke, annern wirrärim zei(s)che des Gejetaal, net uffalle un oaäkennt seun in ihrä Grupp is ihr Schträwe. Die letztere seun heifi(s)chä, um net zu soage maastens.“

„Es duht awä noch äh dritt Grupp gewwe“, schaltete si(s)ch Babett(s)che ins Gesprä(s)ch eu, „viele,i(s)ch duh mi(s)ch aach dezu zähle, wolle si(s)ch selwä gefalle un schmicke. Dies Väloange pflä(s)che selwst viele Nadurvelkä, se bemoale ihrn Kerpä rä(s)cht kunstvoll un duhn si(s)ch

schtunneloang demit beschäfdige.“

 

„Schtimmt“,daht Klausi zugewwe, „se bewaase viel Geschick, wel(s)ches wä maastens nemmä hobbe. Baa uns duht des awä immä glaa fer(s)chdäli(s)ch viel Geld aasäm Porttmonee ziehe un die Klaadäindustrie lacht si(s)ch ins Feist(s)che.“

I(s)ch nickte. „So isses“, beschtädi(s)chte i(s)ch, „baa de Kinnä un Juchendli(s)che seun dies Phänomen noch deitli(s)chä aasgeprä(s)cht. Moan Sohn, de Macko, zim Baaspiel wollt uubedingt so äh bleed Häm hobbe, wo uf de Ricke strietfaidä stehe duht....alle in seunä Klass hädde schun so oan Häm, dahtä behaapte. Des wär joa net waatä schlimm, awä diesä Feddse hodd mä als doppelt so viel Eiros gekost wie eun normoales Häm“, daht i(s)ch mi(s)ch, fast väerschert, beschwäre.

„I(s)ch will ei(s)ch moal äh Anekdot väzähle“, kindi(s)chte i(s)ch oa,droank awä erst moal oan Schluck Bier, „vo zwa Woche wor i(s)ch mit Lisett(s)che uffen Flohmackt in Offebach. I(s)ch daht oan eunäm Schtoand groad zwaa Hämmä kaafe, die sahe aas wie nei, doa soah i(s)ch wie de Gintä,i(s)ch moan dän aas unserm Dorff, mit seunä Oald indresiert mi(s)ch beobachte daht.  

Nun, i(s)ch muss ei(s)ch vohä ufkläre, de Gintä hodd immä gesoat uf Flohmärkte duhtä nix kaafe, nur Oabfall un Lumpe dähte doa rim leihe.

Na Gintä, uf Flohmärkte seun`s doch ufrä(s)chend, doassde sogoar noach Offebach tigerst, daht i(s)ch sä laat babble, viel Leit um uns rim heerte ufmerksoam zu, awä du braachst net so gieri(s)ch zu gucke uf meun dolle Äwerb, mei Hämmä geb i(s)ch dä net oab, Gintä.Also, i(s)ch will net, doassde dehoam zu mä oagekroche kimmst un mi(s)ch demiedi(s)ch oabeddelst doch  wäni(s)chtens eun Häm zu väkaafe.“

„Un,wie hodd de Gintä reagiert?“ froate Babett(s)che.

„Ä bekoam ähn roode Wersching un hodd si(s)ch mit seunä Oald worddlos un schnell entfernt.“

 

Übersetzung:„Was für abartig altmodische Klamotten hast du heute nur an?“fragte Ludwig abfällig kritisierend den Heiner, „man könnte meinen, du hättest dich versehentlich aus Hinterwaldhausen aus dem letzten Jahrhundert hierher verirrt.“

„Wieso altmodisch?“ erwiderte Heiner, unser Kampftrinker, „ meine Hose und mein Hemd sind zeitlos, die zieren schon 25 Jahre meinen Edelkörper.“

„Willst du mich bedubben? (hier: auf den Arm nehmen),das ist doch nicht möglich“, wandt Ludwig, unser Edelmann, ein,„alle wollen doch mit der Mode gehen. Und...modisch gekleidet, ist ein urmenschliches Grundbedürfnis für kulturellen Lebensstil.“

„Schön hast du das gesagt“, frotzelte Klausi, unser Chef-Filosof, „`s gibt aber Ausnahmen. Unser Herr Schorschi Schnabbelschnut“, er deutete mit der einen Hand auf mich,mit der anderen hielt er sein Bierglas, „geht häufig rum wie eine Wildsau.“

Die Frage ist“, dozierte er, „warum die meisten Menschen wie Vollidioten immer der Mode hinterher hecheln. Manche wollen sich abgrenzen, was besonderes ausdrücken, andere widerum zeigen das Gegenteil, nicht auffallen und anerkannt sein in ihrer Gruppe ist ihr Streben. Das letztere ist häufiger, um nicht zu sagen meistens.

„Es gibt aber noch eine dritte Gruppe“, schaltete sich Babettchen ins Gespräch ein, „viele, ich zähle mich auch dazu, wollen sich selber gefallen und schmücken.  Dieses Verlangen pflegen selbst viele Naturvölker und bemalen ihren Körper recht kunstvoll und beschäftigen sich damit stundenlang.“

„Stimmt“,gab Klausi zu, „sie beweisen viel Geschick, welches wir meistens nicht mehr haben.

Bei uns tut sowas immer gleich fürchterlich viel Geld aus dem Portemonnaie ziehen und die Kleiderindustrie lacht sich ins Fäustchen.“

Ich nickte „So isses“, bestätigte ich, „bei den Kindern und Jugendlichen ist dieses Phänomen noch deutlicher ausgeprägt. Mein Sohn, der Marko zum Beispiel, wollte unbedingt soein blödes Hemd haben,wo auf dem Rückenteil streetfighter steht.....alle in seiner Klasse hätten schon so ein Hemd, behauptete er. Das wäre ja nicht weiter schlimm, aber dieser Fetzen hat mehr als doppelt sovielEuro gekostet wie ein normales Hemd“, beschwerte ich mich, fast verärgert.

„Ich will euch mal eine Anekdote erzählen“, kündigte ich an, trank aber erst mal ein Schluck Bier,

„vor zwei Wochen war ich mit Lisettchen auf einem Flohmarkt in Offenbach.Ich kaufte an einem Stand gerade zwei gebrauchte Hemden, die sahen aus wie neu, da sah ich wieder Günter, ich meine den aus unserem Dorf, wie er mich mit seiner Alten interessiert beobachtete.

Nun,ich muss euch vorher aufklären, der Günter hatte immer gesagt er kaufe nichts auf Flohmärkten, nur Abfall und Lumpen würden dort rum liegen.

Na Günter, auf Flohmärkten ist es doch aufregend, dass du sogar nach Offenbach tigerst, schwätzte

ich sehr laut, viele Leute um uns rum hörten aufmerksam zu, aber du brauchst nicht so gierig zu gucken auf meinen tollen Erwerb, meine Hemden gebe ich dir nicht ab, Günter. Also, ich will nicht, dass du zuhause zu mir angekrochen kommst und mich demütig anbettelst, dochwenigstens ein Hemd zu verkaufen.“

„Und, wie hatte der Günter reagiert?“ fragte Babettchen.

Er bekam einen roten Kopf und entfernte sich wortlos und schnell mit seiner Alten.“