Leben vor dem Leben

 

Die Indä glaabe, doass unsä Seel friehä schun in annern Läwewäse worn. I(s)ch duh mi(s)ch froage,wel(s)ches  Dier i(s)ch wohl in meunäm friehäräm Läwe gewese seun,“ babbelte Babett(s)che, „viellaacht ähn Gaul, de uf deStroß scheiße duht?“

Des setzt voraus, doass es aach werkli(s)ch Seele gewwe duht“, äleiterte dezu unsä Schäff-Filosof Klausi, „woas mä nadierli(s)ch glaabe koann awä aach losse koann.Soviel i(s)ch waaß,moane viele Indä, doass die Seelewoanderung awä aach in Mensche schtattfinne kennt. Des haaßt fer di(s)ch, Babett(s)che, deu Seel wor friehä womee(s)chli(s)ch ewwesoguud in eunäm babbi(s)ch,sadistisch väoalaagte Reibä drin.“

Orrä in eunä feun Edeldaam“, äwirrerte Babett(s)che,

Aach denkboar“, daht Klausi zugewwe, „awä, wenn i(s)ch di(s)ch so betracht, fällt mä des schwä zu glaabe.“

Die Oagesprochene guckte ebbes belaadi(s)cht.

I(s)ch wollt di(s)ch net väuhze“, väsuchte Klausi euzulenke, „viellaacht kennt mä sol(s)che Gedoanke positiv geschdalde.“

Wie moansde des?“ froate Ludwi(s)ch.

 

Klausi nickte. „Unsä jetzi(s)ch Läwe seun äh positiv Oantwort uf`s vägongene Läwe. I(s)ch moan des so“, Klausi droank ähn Schluck Bier un begoann, „im vägongene Läwe woar i(s)ch zim Baaspiel ähn Gaunä, koan schlimmä Väbrechä, awä ähn kloanä Gaunä, dä aach moal fies seun konnt.  Meu Seel woar doamit uuzufriede, in meunäm jetzige Läwe will i(s)ch des wirrä gutmache un seun deshalb Bolizist worn,  genaaä gesoat Kripo-Beoamtä.“

Lusdi(s)che Gedoanke“, lachte i(s)ch,  „fiese orrä zumindest schoadefraahe Gedoanke hosde

heifi(s)ch alleweil immä noch. Viellaacht ennert si(s)ch des erst in deunäm nächste Läwe.

Baa meunä Person kennt des so gewäse seun: I(s)ch woar ähn raffgieri(s)chä Umweltsindä, dä zim Baaspiel im Schwaddswoald orrä in eunäm Middelmäloand ohn Ricksi(s)cht uf die Nadur Beem Hekta-, ach...quoadratkilometäwaas, fälle ließ, nur um Geld zu scheffle. Jetz will meu schuldbewusst Seel Ruhe finne un seun deshalb Nadurschitzä worn.“

 

Des wär äh Mee(s)chli(s)chkaat“, moante Klausi, „un du Heunä? Woarim seun du ähn Koampfdrinkä worn?“

Heunä musste erst iwälä(s)che. Doann: “Ähn Men(s)ch wor i(s)ch im vägongene Läwe bestimmt net. Die dahte heifi(s)ch aach goanz schee schlucke. I(s)ch koann mä vostelle, meu Seel daht innäm indische Asket hause, dä alle Sinnesfreide oablehnte. Kloar, sowoas hält äh gewehnli(s)ch Seel wie meune net mährere Läwe aas. In meunäm jetzi(s)chäm Läwe bedreif i(s)ch deshalb Äholung fer meu geplagt Seel.“

Diese Äleiterung woar fer uns alle sä eusi(s)chtig.

Wä koame zim Schluss, de Glaabe oan die Seelewoanderung koann doch rä(s)cht ämudi(s)chend

seun un de Glaabe oan des Guude im Mensche uugemeun fesdi(s)che , vo alläm doann, wenn mä des nur so ebbes eusaadi(s)ch betroachtet wie wä des gedoahn hobbe.

Des is doch schee!  Orrä?

 

 

 

Übersetzung:„Die Inder glauben, dass unsere Seele früher schon in anderen Lebewesen existierte.Ich frage mich, welches Tier wohl in meinem früheren Leben gewesen bin,“ redete Babettchen,„vielleicht ein Pferd, dass auf der Straße scheißt?“

Dies setzt voraus, dass es auch wirklich Seelen gibt“, erläuterte unser Chef-Filosof Klausi, was man natürlich glauben kann aber auch  lassen. Soviel ich weiß, meinen viele Inder,dass die Seelenwanderung aber auch in Menschen stattfinden kann. Dies heißt für dich, Babettchen, deine Sele war früher womöglich ebensogut in einem dreckig verschmierten, sadistisch veranlagten Räuber.“

Oder in einer feinen Edeldame“, erwiderte Babettchen.

Auch denkbar“, gab Klausi zu, „aber, wenn ich dich so betrachte, fällt mir das schwer zu glauben.“

Die Angesprochene guckte etwas beleidigt.

Ich wollte dich nicht veralbern“, versuchte Klausi einzulenken, „vielleicht könnte man solche

Gedanken positiv gestalten.“

 

Wie meinst du das?“ fragte Ludwig.

Unser jetziges Leben ist eine positive Antwort auf vergangenes Leben. Ich mein dies so“, Klausi trank ein Schluck Bier und begann, „im vergangenen Leben war ich z.B. ein Gauner, kein schlimmer Verbrecher, aber ein kleiner Gauner, der auch mal fies sein konnte.Meine Seele war

damit unzufrieden, in meinem jetzigen Leben will ich das wieder gut machen und bin deshalb Polizist geworden, genauer gesagt Kripo-Beamter.“

Lustige Gedanken“, lachte ich, „fiese oder zumindest schadenfrohe Gedanken hast du immer noch. Vielleicht ändert sich das erst in deinem nächsten Leben.

Bei meiner Person könnte das so gewesen sein: Ich war ein raffgieriger Umweltsünder, der z.B.

im Schwarzwald oder in einem Mittelmeerland ohne Rücksicht auf die Natur Bäume hekta, ach  ...quadratkilometerweise,fällen ließ, nur um Geld zu scheffeln. Jetzt will meine schuldbewusste Seele Ruhe finden und bin deshalb ein Natürschützer geworden.“

Das wäre eine Möglichkeit“, meinte Klausi, „und du, Heiner? Warum bist du ein Kampftrinker geworden?“

 

Heiner musste erst überlegen. Dann: „Ein Mönch war ich im vergangenen Leben bestimmt nicht. Die schluckten häufig auch ganz schön. Ich kann mir vorstellen, meine Seele hauste in einem indischen Asket, der alle Sinnesfreuden ablehnte. Klar, sowas hält eine gewöhnliche Seele wie

meine nicht mehrere Leben aus. In meinem jetzigen Leben betreibe ich deshalb Erholung für meine Seele.“

Diese Erläuterung war für uns alle sehr einsichtig.

Wir kamen zum Schluss, der Glaube an die Seelenwanderung kann doch recht ermutigend sein

und den Glauben an das Gute im Menschen ungemein festigen, vor allem dann, wenn man das

so ein wenig einseitig betrachtet, wie wir das gerade gatan haben.