Waldpilze

 Oan eunäm Sundoachvomiddach im Herbst woar i(s)ch in de Pilze, im Kiefernwoald, dort wo die Rheuebne oafängt. Des Ägebnis wor ähn Korb voll Buddä-, Schermpilz un Boviste.

Middaachs goab´s doann bei Schnabbelschnuts aaßä Schnitzel un Kadoffel noch äh groß Portsjon leckerä, mit Zwiffeln gebroatenä Woaldpilze. 

Werkli(s)ch, äh foandasdisch Esse wor des, äh Sinfonie fer de Gaume. Besunners Macko, unsä elfjähri(s)chä Bu, daht zuschloage als däht äh Hungersnot bevostehe. Zwaamoal hoddä Noachschloag vo de Pilze genumme.

Uugefäh draa bis vier Stunne spätä jammerte de Macko: „I(s)ch hebb Bauchweh, i(s)ch glaab, i(s)ch muss glei kotze.“

Ä daht si(s)ch ufs Sofa leihe un wimmerte:“I(s)ch seun vägift. De Azzt muss kimme un mich zwa Daach kroankschreiwe. So koann i(s)ch net in die Schul.“

„Des is doch net mee(s)chli(s)ch“, daht i(s)ch äwirrern,“koanä vo uns fiehlt si(s)ch schlä(s)cht, nur du.“

„Des koann doch seun“, soate Lisett(s)che, ma Fraa, vowurfsvoll un guckte zu mä als wär i(s)ch ähn glei(s)chgildi(s)chä Roabevaddä, „viellacht wor ähn Giftpilz debaa un unsä Bu hodden groad abgekriggt, ä hodd ja aach des maaste gegesse. I(s)ch werd jetz de Azzt, Hä Antikrank oarufe. Dä soll helfe:“

Zweifelnd guckte i(s)ch zu meunä Fraa un doann zim Macko. Daht de Macko nur simuliern?     Wolltä nur de nächst Daach net in die Schul, waal äh Arweid geschriwwe wern sollt? So rä(s)cht iwäzei(s)cht wor i(s)ch  vun seunä Kroankhaat noch net, daht awä net wirräspre(s)che.

Zwoanzi(s)ch Minute spätä äschien Hä Antikrank baa uns.

„Na, kroankä Bu, wie fiehlsde di(s)ch?“ froatä.

„Goans. goans fer(s)chdäli(s)ch. Äh Pilzvägiftung duht mi(s)ch kwäle, i(s)ch seun schwä kroank un elend schlapp. So koanni(s)ch mor(s)chens net die Schul besuche.“

De Moann im waaße Kittel drickte uffen Baach vom Kind rim.

„Äh Pilzvägiftung muss mä ernst nämme“, väklärte de Azzt, „doa muss i(s)ch dä sofordd de Moage aaspumpe un dä äh Spritz väpasse.“

Entsetzt ähob Macko de Ricke unhockte si(s)ch hie. „Muss des uubedingt seun?“ froatä

engstli(s)ch.

„Joa, des muss seun!“ soate Hä Antikrank bestimmt.

„Des seun net notwenni(s)ch“,moante doa de Bu, seu Stimm kloang koa bissche mä jämmäli(s)ch,„mä geht´s schun wirrä bessä. Un kotze muss i(s)ch a net.“

Macko stoand sogoar uf vom Sofaun ging in de Stubb hie un hä.

„Na, doann seun ja alles in de Reih“, lachte de Azzt, „awä denk droa, Bu, wennde wirrä moal äh Schissel voll Gaumefreude siehst:

                            Duh net fresse wie die Watze

                             sunst duhtä nur de Moage platze.“

 

Videoclip über Pilzvergiftung: https://youtu.be/LkHVX5pv6go

 

Übersetzung:An einem Sonntagvormittag im Herbst sammelte ich Pilze, im Kiefernwald, dort wo die Rheinebene anfängt. Das Ergebnis war ein Korb voller Butter-, Schirm- pilze und Boviste.Mittags gab´s dann bei Schnabbelschnuts außer Schnitzel und Kartoffeln noch eine große Portion leckerer, mit Zwiebeln gebratenen Waldpilzen.

Wirklich, ein fantastisches Essen war das, eine Sinfonie für den Gaumen. Besonders Marko, unser elfjähriger Junge, schlug zu als würde eine Hungersnot bevorstehen. Zweimal hatte er Nachschlag von den Pilzen genommen.

Ungefähr drei bis vier Stunden später jammerte der Marko: „Ich habe Bauchweh, ich glaub, ich muss gleich kotzen.“

Er legte sich auf´s Sofa undwimmerte: „Ich bin vergiftet. Der Arzt muss kommen und mich

für zwei Tage krank schreiben.So kann ich nicht in die Schule.“

„Das ist doch nicht möglich“,erwiderte ich, „keiner von uns fühlt sich schlecht, nur du.“

„Das kann doch sein“, sagte Lisettchen, meine Frau, vorwurfsvoll und blickte zu mir als wäre ich ein gleichgültiger Rabenvater, „vielleicht war ein Giftpilz dabei und unser Bub hat gerade ihn abbekommen, er hatte ja auch das meiste gegessen. Ich werde jetzt den Arzt, Herrn Antikrank, anrufen. Der soll helfen.“

Zweifelnd blickte ich zu meiner Frau und zum Marko. Simulierte Marko nur? Wollte er nur die nächsten Tage nicht zur Schule gehen, weil eine Arbeit geschrieben werden sollte?

So richtig überzeugt war ich von seiner Krankheit noch nicht, widersprach aber  nicht.

Zwanzig Minuten später erschien Herr Antikrank bei uns.
“Na, kranker Bub, wie fühlst du dich?“ fragte er

„Ganz, ganz fürchterlich.Eine Pilzvergiftung quält mich. Ich bin schwer krank und elend schlapp. So kann ich morgens nicht die Schule besuchen.“  

Der Mann im weißen Kittel drückte auf dem Bauch vom Kind rum.

„Eine Pilzvergiftung muss man ernst nehmen“, erklärte der Arzt, „da muss ich dir sofort den Magen auspumpen und dir eine Spritze verpassen.“

Entsetzt erhob seinen Rücken und setzte sich hin. „Muss das unbedingt sein?“ fragte er ängstlich.

„Ja, das muss sein“, sagte Herr Antikrank bestimmt.

Das ist nicht notwendig“,meinte da der Bub, seine Stimme klang kein bisschen mehr jämmerlich, „mir geht´s schon wieder besser. Und kotzen muss ich auch nicht.“

Marko stand sogar vom Sofa auf und ging im Zimmer hin und her.

„Na, dann ist ja alles in Ordnung“, lachte der Arzt, „aber denk daran, Junge, wenn du wieder mal eine Schüssel voll Gaumenfreuden siehst:

Tu nicht fressen wie die Watzen (ungehobelte Zeitgenossen)

sonst tut dir nur der Magen platzen.“