Schmetterlinge 

„Schnell,schnell“ rief Marie(s)che un schdärddse in die Schtubb,  „Schor(s)chi,du musst mä helfe ähn goans bunte Schmeddäling zu foange.“ 

Mit däm Schmeddälingsnedds in de Hoand seun meu Dochtä eili(s)ch raas gelaafe un i(s)ch folgte ihr. Oam Summäfliedä hielte wä oa. Dahtsächli(s)ch: Net nur oan Faltä schlerffte doa

de Nektar, glaa vier orrä finf. Es woarn Distelfaltä.

Fer mi(s)ch schtellte des koa Problem doa, eun gezielte Bewe(s)chung mit dem Keschä un zwaa Schmeddälinge fladderte im Nedds.

Vosi(s)chdi(s)ch bugsierte i(s)ch die Insekte in ähn lä Marmeladegloas un verschraubte es mit ähn Deckel, dä wo Lecher fer Frischluft hodde.

„Die behalt i(s)ch jetz un bewoahr se in moanä Schtubb uf“, babbelte Marie(s)che begaastert.

„Des koannsde net mache“, daht i(s)ch euwenne, „die duhsde nur umbringe. Zei(s)ch die Diern Macko un Lisett(s)che, doann losse se wirrä flieje.“

               An diesäm Vofall woar eigentli(s)ch ni(s)chts besunneres un hädden a si(s)chä wirrä vägesse. Awä im Nachbargadde hielte si(s)ch Karli un Gisel uf ihr Protzterrass uf.

Die Gisel soate deitli(s)ch un laat zu ihräm Karli: „Ähn Moann, dä  wo mit ähn Nedds rim leeft un Schmeddälinge fängt.... sowoas Lächerli(s)ches gibt’s nur eunmoal in unserm Ordd. Un knipse

duhtä die a noch.“  Die Fraa grinste un quietschte fast vo Vägnie(s)che.

Sollt i(s)ch beleidi(s)cht seun, zorni(s)ch orrä gelosse?    I(s)ch seun fest iwäzei(s)cht: Koa Hobbi seun vun vornhäreu lächäli(s)ch. Awä moan(s)che deppe Zaatgenosse duhn bestimmte

Hobbies als lächerli(s)ch hieschtelle, besunners sol(s)che, die halt ebbes seltenä seun.„Gisel!“rief i(s)ch äre(s)cht  zuä riwä, „du bist gefoange in deunäm Schtall aas Vo..urdeile.“

„Woas sollen des? Des kapier i(s)ch net“, antworddete die Oagesprochene.

„Des glaab i(s)ch dä sofordd!“ schtichelte i(s)ch , „iwri(s)chens,wusstest du schun, doass die greeßte Schmetterlinge äh Fliegelspoannweit vun siwwsi(s)ch Zentimetä ufwaase?

Die läwe uf nä Insel in de Siedsee. Des äfuhr i(s)ch vun Herrn Edelburg, der dordd schun oft seun Summäurlaub väbracht hodd . Ä hodd mä sogoar Billä gezei(s)cht.“

„Willsde mi(s)ch väuhze, Schorschi?“ Gisel koam nähä zur Grundschticksgrenz.

„Iwähaapt net“, äwirrerte i(s)ch mit Unschuldsmien, „froag de Hä Eelburg, der werd’s beschtädige.Die Leit uf de Insel seun awä net gliggli(s)ch mit diese Diern. Se hobbe nämli(s)ch ähn sä kräfti(s)che Fliegelschloag. Viele Kinnä hobbe schun efters Backpfeife oabgekriggt, wenn die Faltä uf denne ihre Schuldä gloandet seun.“

Uugleibi(s)ch,awä doch ebbes staunend, glotzte mi(s)ch die Fraa oa.

„Die Insuloanä väsuche die Riesefaltä zu besänfdi(s)che. Heifi(s)ch fiehrn se ufäm Dorffplatz de Faltädoans uf.

I(s)ch ieb zur Zaat mit meunä Familie aach de Faltädoans. Wä schluppe defier in äh bunt engoalie(s)chend Schtrumphos, de nackte Owäkerper seun fabbi(s)ch oagemalt un oan de Erm seun jeweils zwaa Papierfliejel geklebt.“

„Weshalb machtä denn sowoas?“ froate Gisel naiv.

„Fers Schulfest. Mit de Lärärin Fraa Allesweiß hobb i(s)ch des schun beschproche. Familie Schnabbelschnut werd dordd de Faltädoans uffiehrn. Wä kennte noch jemoand brauche, dä die Drommel schlägt.

Doa hebb i(s)ch an di(s)ch gedenkt, Giesel. Du musst nur ähn Schmeddälingshut uffen Wersching setze.“

Mit offenäm Meil(s)che schdadde die Fraa mi(s)ch oa, so zur Hälft glaabte se schun, woas i(s)ch.ä väzählte.

„So! Jedds muss i(s)ch in die Schtubb un die Schtrumphoos oamoale“, soate i(s)ch un ließ meu Nachbarin schtehe.

Im Haus schiddelte ma Fraa nur de Kopp. Se hodd weje dem offene Fenstä des Gebabbel mit geheert.         „Gisel seun oft äh widderli(s)ch Spießärin. Awä in Eunäm hodd se net uure(s)cht:  Ähn Schpinnä bisde schun.“

„Hackt nur all uf mi(s)ch rim“ grollte i(s)ch ebbes weunäli(s)ch,  

        meu Nachbarn halde mi(s)ch fer de greeßte Schpinnä

         awä aach ma Fraa un meune Kinnä.“

„Oh,du oarmä gedemieti(s)chtä Moann“, daht Lisett(s)che mitleidsvoll, „hier, iss erst moal äh Stick Kweddschekuche.“

Des woar fer meu drauri(s)ch Gemiets..schtimmung wie ähn Blitz in dunklä Nacht, bloss middäm

Unnäschied,dass die Helli(s)chkaat längä oahielt.

Meu Laun seun sofordd bessä woarn un i(s)ch bastelte noch de Vers:

              Meu Nachbarn seun iewle Zaatgenosse

             Se dreiwe mit annern Leit ihr Posse.

             Awä se seun gewehnliche Schpießä un Dabbes

             un babble de goanze Daach loang Kabbes.


    (Hintergrundmusik: Different Heaven-Nekozilla (NCS Release)


Übersetzung:„Schnell, schnell“,rief Mariechen und stürzte in die Stube, „Schorschi, du musst mir helfen einen ganz bunten Schmetterling zu fangen“. 

Mit dem Schmetterlingsnetz in der Hand, ist meineTochter auch eilig raus gelaufen und ich folgte ihr.  Am Sommerflieder hielten wir an. 

Tatsächlich: Nicht nur ein Falter schlürfte da Nektar, gleich vier oder fünf. Es waren Distel- falter.

Für mich stellte das kein Problem dar, eine gezielte Bewegung mit dem Kescher und zwei Schmetterlinge flatterten im Netz.

Vorsichtig bugsierte ich die Insekten in ein leeres Marmeladenglas und verschraubte es mit einem Deckel, der Löcher für Frischluft hatte.

„Die behalte ich jetzt und bewahre sie in meinem Zimmer auf“, plabberte Mariechen begeistert.

„Das kannst du nicht machen“, wandt ich ein, „die bringst du nur um. Zeig die Tiere Marko und Lisettchen, dann lass sie wieder fliegen.“

       An diesem Vorfall war eigentlich nichts Besonderes und hätte ihn sicher wieder vergessen.

Aber im Nachbargarten hielten sich Karli und Giesel auf ihrer Protzterrasse auf. Die Gisel sagte laut und deutlich zu ihrem Karli: “Ein Mann, der mit einem Netz rumläuft und Schmetterlinge fängt....sowas Lächerliches gibt´s nur einmal in unserem Ort. Und knipsen(fotografieren) tut er die auch noch.“                 Die Frau grinste und quietschte fast vor Vergnügen.

Sollte ich beleidigt sein, zornig oder gelassen? Ich bin fest überzeugt: Kein Hobby ist von vornherein lächerlich. Aber manche doofe Zeitgenossen stellen bestimmte Hobbies als lächerlich hin, besonders solche, die halt etwas seltener sind.

„Gisel!“ rief ich erregt zu ihr rüber, „du bist gefangen in deinem Stall aus Vorurteilen.“

„Was soll denn das? Das kapier ich nicht“, antwortete die Angesprochene.

„Das glaub ich dir sofort“, stichelte ich , „übrigens, wußtest duschon, dass die größten Schmetterlinge eine Flügelspannweite vonsiebzig Zentmetern aufweisen?

Die leben auf einer Insel der Südsee. Dies erfuhr ich von Herrn Edelburg, der dort schon oft seinen Sommerurlaub verbracht hatte. Er hatte mir sogar schon Bilder gezeigt.“

„Willst du mich auf den Arm nehmen, Schorschi?“ Gisel kam näher zur Grundstücksgrenze.

„Überhaupt nicht“ , erwiderte ich mit Unschuldsmiene, „frag den Herrn Edelburg, er wird´s dir bestätigen. Die Leute auf der Insel sind aber nicht glücklich mit diesen Tieren. Sie haben nämlich einen sehr kräftigen Flügelschlag. Viele Kinder haben schon öfters Backpfeifen abbekommen, wenn Falter auf ihren Schultern gelandet sind.“

Ungläubig,aber doch etwas staunend, glotzte die Frau mich an.

„Die Insulaner versuchen die Riesenfalter zu besänftigen. Häufig führen sie auf dem Dorfplatz den Faltertanz auf.

Ich übe zur Zeit mit meiner Familie auch den Faltertanz. Wir schlüpfen dafür in eine enganliegende Strumpfhose, der nackte Oberkörper ist farbig angemalt und an den Armen sind jeweils zwei Papierflügel geklebt.“

„Warum macht ihr denn sowas?“ fragte Gisel naiv.

„Fürs Schulfest. Mit der Lehrerin Frau Allesweiß habe ich das schon besprochen. Familie

Schnabbelschnut wird dort den Faltertanz aufführen. Wir könnten noch jemand brauchen, der dieTrommel schlägt.

Da habe ich an dich gedacht, Gisel. Du musst nur einen Schmetterlingshut auf deinen Kopf setzen.“

Mit offenem Mäulchen starrte die Frau mich an, so zur Hälfte glaubte sie schon , was ich ihr erzählte.

„So! Jetzt muss ich zurück in die Stube (Zimmer)und die Strumpfhosen anmalen“, sagte ich und ließ meine Nachbarin stehen.

    ImHaus schüttelte meine Frau nur den Kopf. Sie hatte wegen des offenen Fensters das Gespräch mit gehört.   „Gisel ist oft eine widerliche Spießerin. Aber in einem hat sie nicht unrecht:  Ein Spinner bist du schon.“

„Hackt nur alle auf mich rum“, grollte ich etwas weinerlich,

      „die Nachbarn halten mich für den größten Spinner,

      aber auch meine Frau und meine Kinder.

„Oh,du armer, gedemütigter Mann“, tat Lisettchen mitleidsvoll, „hier,iss erst mal ein Stück Pflaumenkuchen.“

Dies war für meine traurige Gemütsstimmung wie ein Blitz in dunkler Nacht, bloß mit dem

Unterschied,dass die Helligkeit länger anhielt.

Meine Laune wurde sofort besser und ich bastelte noch den Vers:

Meine Nachbarn sind üble Zeitgenossen

Sie treiben mit anderen Leuten ihre Possen (hier:Spielchen)

Aber sie sind gewöhnliche Spießer und Dabbes(Doofköpfe)

Und reden den ganzen Tag lang Kabbes. (Quatsch,Unsinn)